Eine Verlegung: Pacific Skies 24, fünf einzelne Übungen. Den Auftakt macht Arctic Defender 2024 in Alaska. Die Hochwertübung begann am 08. Juli. Mittels 90 teilnehmenden Systemen und 86 Luftfahrzeugen trainieren Deutschland, Frankreich, Spanien, Kanada und die USA in acht Missionen gemeinsam den Ernstfall.
Artikel 5 der NATO besagt, dass, wenn ein Mitgliedsland angegriffen wird, alle anderen Mitgliedsstaaten Unterstützung leisten müssen. Durch den sogenannten Bündnisfall sind gemeinsame Übungen mit den Verbündeten fundamental, um effizient und handlungssicher agieren zu können. Und nur so wird eine Abschreckung glaubhaft. Das sichere und effektive Handeln im Verbund ist das Endprodukt der multinationalen Zusammenarbeit. Ziel ist es, die jeweiligen Kernkompetenzen der Nationen zu Synergien zu bilden.

Wie wird Trainiert?
Der zur Verfügung stehende Luftraum ist entscheidend. Der Übungsraum, in welchem die Kampfjets, Hubschrauber, Tanker- und taktische Transportflugzeuge trainieren, ist nicht nur größer als in Deutschland, sondern auch weniger durch zivilen Flugverkehr belastet. Die Ausdehnung der Fläche als auch die facettenreiche Topografie bieten zahlreiche Möglichkeiten das Training so realistisch wie sonst nirgends möglich zu gestalten.
Mit dabei sind Flugzeuge der vierten aber auch zahlreiche Flugzeuge der fünften Generation. Die Luftfahrzeugbesatzungen müssen sich während Arctic Defender gegen reale Luftverteidigungssysteme behaupten. Vom Boden aus verfügt der Übungsleiter über eine Datenanbindung zu diesen Systemen, wodurch die Bewegungen der Jets erfasst und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Auf diese müssen die Luftfahrzeugbesatzungen taktisch reagieren. Bei der simulierten Bekämpfung kann anhand der Echtzeit-Auswertung von Flugparametern erkannt werden, ob diese effektiv war.
Die eignen Koalitionskräfte (auch Blau genannt) trainieren gegen replizierte feindliche Kräfte (Rot). Die Teams müssen gegen einander kämpfen und alle möglichen Gefahren wie z. B. die bodengebundene Luftverteidigung beachten. Wer getroffen wurde, muss die Formation kurzzeitig verlassen. Diese – auch life-kill-removal genannte – Art zu trainieren, stellt den Plan zum Erreichen des Missionserfolges realistisch auf die Probe. Neben taktischen Verfahren gilt es bei bis zu 70 gleichzeitig fliegende Luftfahrzeugen auch extrem aufmerksam zu sein. Bei allen Missionen darf die Flugsicherheit nicht beeinträchtigt werden.

Bei jedem Flug folgen die Teilnehmer aus aller Welt einer Hauptmission, welche in ein vorgegebenes Szenario eingebettet ist. Zum Erreichen des Missionszieles, können zusätzlich weitere Teilziele vergeben werden. Jede einzelne Übungsmission benötigt ca. 12 Stunden Planung am Vortag, damit schlussendlich 90 Minuten trainiert werden kann. Der Missionserfolg wird im Rahmen einer Flugnachbesprechung (Debriefing) analysiert und ausgewertet, damit wertvolle Lektionen für zukünftige Mission gewonnen werden können. Neben der täglichen Großübung besteht zudem die Möglichkeit, individuelle Luftkampftrainings gemeinsam durchzuführen.
Die Missionen
Jede Mission verfolgt ein Ziel, welches in den Szenarien des Übungsleiters, unter Berücksichtigung beabsichtigter Lernziele, vorgegeben wird. Dazu gehört z. B. eine Bekämpfung von feindlicher Luftverteidigung oder das Anlanden zur Befreiung von Geiseln mittels Spezialkräften. Die verschiedenen Lernziele können auch in Kombination auftreten. Dazu werden u. a. Hubschrauber und Transporter eskortiert, feindliche militärischer Infrastruktur mit Einsatzmunition bekämpft, Artillerie in den Luftkrieg eingebunden oder ein koordinierter Rückzug aus dem Operationsgebiet geübt. Wichtig ist dabei taktisch sinnvoll die unterschiedlichen Fähigkeiten der einzelnen Nationen und Waffensysteme einzusetzen. Um die Besatzungen auf den Ernstfall vorzubereiten, findet während Arctic Defender ebenfalls der Waffeneinsatz im Szenario statt. Das heißt, die Luftfahrzeugbesatzungen üben das Abwerfen von Präzisionsbomben und den Einsatz der Bordkanone.
Für einen reibungslosen Ablauf stehen diverse Waffensysteme in der Reserve, um bei jeder Hochwertmission Ausfälle vermeiden zu können. Das Gleiche gilt für den Mission Commander als Verantwortungsträger einer jeden Mission. Hier kann sich unter den Nationen abgewechselt werden, damit jeder die Möglichkeit hat, Erfahrungen in der Führung einer solchen Operation mit mehreren Nationen zu sammeln. Denn dies sind Erfahrungswerte im Training, welche das Überleben im Einsatz sicherstellen sollen. Näher an der Realität kann man nicht trainieren.
Autor: Jasmin Mähler
Foto: Christian Timmig
Grafik: Nadine Kohl