Die Kampfjets sind in den Vorbereitungen für die Weiterreise nach Japan. Doch dann ging der für Spannung sorgende Anruf ein. Ein Triebwerk der Spanier ist kaputt. Bei der Übung Arctic Defender wechselten Mechaniker und Techniker aus beiden Nationen ein deutsches Triebwerk in einen spanischen Eurofighter.
Für viele Soldatinnen und Soldaten der Instandsetzungsstaffel und technischen Gruppe des Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ war dies die erste Zusammenarbeit mit Spanien. Für sie ist es etwas Besonderes: die Combined Maintenance. Es ist die gemeinsame technische Arbeit der beiden Eurofighter-Nationen. Gelebt wird sie beispielsweise beim Air Policing im Baltikum oder auf Übungen wie jetzt bei Arctic Defender. Vorgehensweisen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen, das sind die Aufgaben deutscher und spanischer Soldaten, um die Eurofighter gemeinsam für multinationale Übungen und Einsätze vor- und nachzubereiten. Dafür arbeitet das technische Personal, welches aus 50 Spaniern und ca. 150 Deutschen besteht, an den tagesabhängigen Störbehebungen – je nachdem, was der Maschine fehlt. Durch die gleichen Flugzeugmuster A400M und Eurofighter ist es möglich, Personal und Material zu teilen.
Am 17.07.2024 zum Ende von Arctic Defender wurden alle Kampfjets für die Weiterreise nach Japan vorbereitet. – Aufgrund der wenigen verfügbaren Ausweichflugplätze auf der Route ist sie eine der kritischsten Streckenabschnitte der gesamten Verlegung Pacific Skies 24. Am Abend vor Abflug kam dann der Anruf: Ein Triebwerk der Spanier ist kaputt und die Maschine kann nicht mitgeführt werden. Um vier Uhr dreißig morgens klingelten die ersten Telefone in Deutschland, denn eine Lösung musste her. Die Luftwaffenkräfte in Alaska, das Luftwaffentruppenkommando und der Bevollmächtigte der Eurofighter arbeiteten so schnell es ging über die verschiedenen Zeitzonen hinweg. Ein gepacktes Triebwerk für die deutschen Eurofighter sollte mit nach Indien transportiert werden. Schnell wurde es für die spanische Maschine umgeplant. Beide Nationen begannen parallel zu prüfen, ob die Softwares der Triebwerke übereinstimmen. Denn wie bei einem Computer kann es Unterschiede geben und inkompatibel sein. Innerhalb von vier Stunden gelang es, alle nötigen Genehmigungen und Prüfschleifen abzuschließen und das deutsche Triebwerk für den spanischen Eurofighter offiziell freizugeben. Um Zeit zu sparen, bauten die Spanier parallel zu den Absprachen ihr Triebwerk aus. Innerhalb einer rekordverdächtigen Zeit schafften die Soldaten beider Nationen die Weiterreise des Kampfjets sicher zu stellen, durch ein ebenso schnelles Einbauen der Technik.
Wenn es nicht gelungen wäre, würden zwei spanische Eurofighter noch in Alaska stehen. Auch wenn nur eine Maschine beschädigt war, wird mindestens bei den Spaniern immer zu zweit geflogen. Somit wären mehrere Ressourcen für die Verlegung über Japan nach Australien weggefallen.
Herausforderungen auf Übung
Allein die Sprachbarrieren im Fachjargon können schon einmal zu Schwierigkeiten führen. Jedoch ist es eine Möglichkeit, das Wissen zu erweitern oder sich lediglich auszutauschen. Und das nicht nur im Sprachgebrauch: Durch einen im Vorfeld geschlossenen Vertrag, ein technisches Arrangement zwischen den Nationen ist der Austausch von Kleinstteilen und Ölen grundsätzlich geregelt, um sich im Bedarfsfall gegenseitig zu unterstützen. Der autarke Einbau des deutschen Triebwerks in einen spanischen Eurofighter ist durch diesen Vertrag beider Nationen nicht abgedeckt. Das der Triebwerkwechsel dennoch gelang, ist das Ergebnis von Engagement und Flexibilität der Soldatinnen und Soldaten sowie allen Kräften, die aus verschiedenen Zeitzonen zugearbeitet haben. Genau dies bestätigt das Ziel der Übung: in einer komplexen Übung Flexibilität und Fähigkeiten zu zeigen.
Das Personal
Auch beim Personal wird sich gegenseitig unterstützt. Eine Überlastung durch die zusätzlichen Maschinen entsteht jedoch nicht. In dringlichen Fällen entscheidet der Kommandeur der Technik eine Priorisierung der Arbeit und umgeht so eine zusätzliche Belastung für das Personal.
Solche Ausnahmefälle wie der Triebwerkswechsel sind zwar selten aber bestärken die Zusammenarbeit, die auch in Australien und Indien durch die Combined Maintenance fortgeführt wird. Laut General Frank Gräfe ein voller Erfolg: „Dieser schnelle deutsch-spanische Triebwerkswechsel war ein Paradebeispiel und der Beweis unserer Flexibilität in einer so herausfordernden Verlegung. Vielen Dank an alle Beteiligten für die unwahrscheinlich schnelle Bearbeitung und der hervorragenden Kooperation, den Technikern aus 31 und insbesondere dem Luftwaffentruppenkommando und dem Bevollmächtigten Eurofighter für die schnelle Freigabe des Einbaus.“
Autor: Bundeswehr/Jasmin Mähler
Foto: Bundeswehr/Laura Kasper