Flugabwehr in Stellung: Der fiktive Ernstfall wird bei Resilient Guard 2020 geübt

Flugabwehr in Stellung: Der fiktive Ernstfall wird bei Resilient Guard 2020 geübt

Der fiktive Staat Faringia steckt in einer innenpolitischen Krise. Der unpopuläre Präsident des Landes macht die NATO für seine Probleme verantwortlich. In seinen an Deutschland angrenzenden Nachbarländern betreibt Faringia im großen Stil verdeckte Aktivitäten. Nach der Wiederwahl des Präsidenten von Faringia steht Wahlmanipulation im Raum. In Faringia und seinen Nachbarländern kommt es zu Demonstrationen. Zwischen Anhängern der faringischen Regierung und der örtlichen Polizei gibt es Ausschreitungen. Die Lage droht zu eskalieren. Ein militärischer Konflikt wird immer wahrscheinlicher.

Die militärische Führung der NATO schließt einen Angriff durch Flugkörper, Raketen oder Sprengwaffen seitens Faringia nicht aus. Auch Cyberangriffe seien wahrscheinlich – das ist besonders für wichtige Infrastruktur eine Bedrohung.

Zum Glück ist die prekäre Lage nur ein Übungsszenario. Es bildet den Rahmen für die Übung Resilient Guard 2020. Rund 600 Soldatinnen und Soldaten der Flugabwehrraketengruppe (FlaRakGrp) 24 aus Bad Sülze und FlaRakGrp 26 aus Husum sind mit ihren Patriots von der Ostsee in die Eifel gekommen. Tagelang haben die Männer und Frauen ihre Systeme aufgebaut und einsatzbereit gemacht. Jetzt trainieren sie für neun Tage inmitten der malerischen Gebirgszüge. Kein Idyll für die Truppe: Ihr Gegner hätte hier zahlreiche Möglichkeiten, sich verdeckt zu nähern.

„Die Landschaft hier vor Ort ist besonders herausfordernd“, so Oberstleutnant Steinhagen im Interview (Quelle: Bundeswehr/Philipp Kloß)

„Die Landschaft hier vor Ort ist besonders herausfordernd“, erklärt Oberstleutnant Steinhagen, Kommandeur der Flugabwehrraketengruppe 24. Durch das unübersichtliche Gebiet müssen die Einsatzplaner auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Denn im Ernstfall zählt jede Sekunde, jeder Handgriff muss perfekt sitzen. Dass wollen die Soldatinnen und Soldaten in dieser Woche mit ihrem Training im Fliegerhorst Büchel, in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun und auf dem Truppenübungsplatz Gerolstein erreichen.

Die Übungsteilnehmer haben ein Patriot Startgerät einsatzbereit gemacht (Quelle: Bundeswehr/Philipp Kloß)

„Mit unserem Waffensystem Patriot schützen wir vom Boden aus vor Raketen, Flugzeugen und Marschflugkörpern“, erklärt Steinhagen. Zum Beispiel Räume, Objekte oder Militäroperationen. Eine Patriot-Kampfstaffel besteht aus einem Radargerät, einem Feuerleitstand und Startgeräten für die Flugabwehrraketen. Die Kampfstaffeln sind immer an Führungs- und Unterstützungseinheiten angegliedert. „Die Kombination aus allem bezeichnet man als das Waffensystem Patriot“, erläutert Steinhagen. Im Fliegerhorst Büchel sind die Führungs- und Unterstützungseinheiten angesiedelt. Führungseinheiten sind der Gruppengefechtsstand und der Kampfführungsstand. „Im Gruppengefechtsstand führen wir den Einsatzverband“, sagt Steinhagen. Logistiker koordinieren die Ressourcen. Techniker stellen den reibungslosen Betrieb sicher. Einsatzplaner koordinieren das Geschehen vor Ort und überwachen die Bewegungen der feindlichen Truppen. Sie geben auch Informationen und Anweisungen an den Kampfführungsstand weiter.

Ein Radargerät der Flugabwehr im Fliegerhorst Büchel (Quelle: Bundeswehr/Volker Muth)

Zielbekämpfung mit Vier-Augen-Prinzip

„Der Kampfführungsstand kontrolliert unsere Feuerleitstände“, so Steinhagen. Kampfführungsoffiziere und –feldwebel beobachten die Luftlage und bewerten gegnerische Ziele. „Hier wird entscheiden, ob und wie wir ein Ziel bekämpfen oder nicht“, sagt der Kommandeur. Dabei ist es extrem wichtig, Freund und Feind auseinanderzuhalten. Deswegen arbeiten die Kameraden im Kampfführungsstand mit den Kameraden im Feuerleitstand nach dem Vier-Augen-Prinzip. Soll ein Ziel bekämpft werden, wird es dem Feuerleitstand einer Kampfstaffel zugeteilt. „Der Feuerleitoffzier bewertet das Ziel dann erneut – sind alle Bedingungen erfüllt, gibt er seinem Feuerleitfeldwebel die Anweisung zum Bekämpfen“, beschreibt der Oberstleutnant. Zwei der Kampfstaffeln sind in Büchel aufgebaut, jeweils eine weitere in Gerolstein und Daun.

Ein Feuerleitstand steht immer zusammen mit einem Radar und Antriebsgeneratoren zur Stromversorgung (Quelle: Bundeswehr/Philipp Kloß)

Keiner der Übungsteilnehmer weiß genau, was ihn oder sie erwartet. „Neben Luftlagen können wir vom Fahrzeugbrand bis zur Verwundetenversorgung die verschiedensten Dinge simulieren“, sagt Steinhagen. Welche das sind, planen die Soldatinnen und Soldaten der White Cell. „Die Kameraden von der White Cell entscheiden, was wir wann und wo einspielen und setzen es dann um“, erklärt der Kontingentführer. Jetzt, wo alles aufgebaut ist, sind die Teilnehmer gespannt, was die nächsten Tage bringen werden.

Noch bis 21. Oktober sind die Flugabwehrspezialisten in der Eifel. Bei der Übung geht es vor allem darum, an Erfahrung zu gewinnen. „Wir werfen die Teilnehmer bewusst in unbekannte Szenarien, denn im Einsatz ist auch nicht alles vorhersehbar“, so Steinhagen. „Dadurch verläuft natürlich nicht alles immer perfekt, aber nur so lernen wir als Einheit dazu und wachsen noch mehr zusammen.“

Rund 600 Soldatinnen und Soldaten nehmen an der Übung teil (Quelle: Bundeswehr/Volker Muth)

Autor: Niklas Engelking

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