Eigentlich wollte Degenmeier, die aus Sinning, südwestlich der bayerischen Donaustadt Neuburg stammt, nur für ein paar Wochen zum Englischlernen nach Australien. Aus den geplanten drei Monaten wurden drei Jahre. Und der vorübergehende Abschied der rechten Mittelfeldspielerin von ihrer Damen-Mannschaft Spielvereinigung Joshofen/Bergheim wurde endgültig.
Unfreiwilliges One-Way-Ticket
Die Verlängerung auf unbestimmte Zeit war nicht ganz freiwillig. „Anfang des Jahres 2020 war Corona im Anmarsch und ich wusste, wenn ich jetzt nach Hause fahre, kann ich nicht wieder nach Australien einreisen“, erinnert sich Veronika Degenmeier. Die Entscheidung fiel zu Gunsten ihres Drangs nach australischer Sonne, Meer und Freiheit – und damit gegen Freunde und Familie. Das und die Tatsache, völlig allein in einem anfangs fremden Land zu sein, fiel ihr nicht leicht. „Ich hätte anders ‚Servus‘ gesagt, wenn ich das vorher gewusst hätte“, gibt die 26-jährige zu. Wegen Corona konnten sie jahrelang weder Freunde noch Familie besuchen.
Der Ex-Trainer fliegt dienstlich nach Down Under
Umso mehr freut sich Degenmeier, dass ihr ehemaliger Fußball-Trainer Michael „Butzi“ Reil und ihre Mitspielerin Vanessa Werner sie jetzt besuchen. „Die Luftwaffe macht’s möglich“, so der Soldat, der sich als Betreuungsfeldwebel um das Wohl der 240 Kontingentangehörigen kümmert. Die Neuburger Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 nehmen derzeit mit 16 anderen Nationen an der größten Luftwaffen-Übung der Royal Australian Air Force teil. Vier Jahre lang hatte der Neuburger Stabsfeldwebel die Damen auf die Spiele in der Kreisklasse vorbereitet. „Das war keine Gauditruppe, im Gegenteil, die Damen sind viel lernwilliger, nehmen Ratschläge an und können deswegen auch ihr Leistungsniveau zügig steigern“, so Reil, der bei den Joshofenern heute noch als zweiter Vorstand fungiert. Bei den Männern hätte man dagegen meist elf Trainer in der Mannschaft, die alles besser wissen.
Ein Hugo vor dem Anstoß für die Damen
Wie läuft das, wenn man als Mann eine Frauenmannschaft trainiert? Es sei schon etwas Besonderes, weil man trotz aller Lockerheit eine gewisse Distanz wahren müsse. „Und nach dem Warmmachen, kurz vor dem Anstoß gemeinsam ein halbes Glas Hugo zu trinken, sei schon etwas Spezielles, was bei den Damen – gemessen am Ergebnis – schon mal bestens funktioniert“, lacht Reil, der selbst ein Fan der Roten Teufen vom Betzenberg (Kaiserslautern) ist.
In Australien dabei ist auch Hauptfeldwebel Vanessa Werner von der Instandsetzungsstaffel. Ihre Aufgabe bei Pitch Black ist dafür zu sorgen, dass kleinere und größere Störungen an der Eurofighter-Elektronik zügig behoben werden. Trotz diverser berufsbezogener Lehrgänge ist die 29-jährige den Joshofenern Damen, die derzeit in der Kreisklasse Augsburg spielen, nach wie vor treu geblieben – auch wenn sie nicht mehr von Michael Reil trainiert werden. „Der Butzi wusste, wie man mit Frauen umgeht“, so Vanessa Werner, die sich auch gerne noch an das Messer-Lied nach einem gewonnenen Spiel erinnert.
Eine Trainingseinheit am Strand
Mit Veronika Degenmeier ist Werner trotz der großen Entfernung und der seltenen Gelegenheiten sich zu sehen, nach wie vor freundschaftlich verbunden. Umso intensiver nutzen die die beiden Damen und ihr Ex-Trainer die Zeit, um sich nach dem jeweiligen Dienst – Degenmeier arbeitet derzeit als Ernährungsberaterin für Hunde – für gemeinsame Aktivitäten in der Stadt Darwin zu treffen. Und natürlich gibt es auch immer wieder mal eine lockere Trainingseinheit bei einem Kick am berühmten Strand von Mindil Beach.
Autor:
Max-Joseph Kronenbitter