Nicht ohne Grund wird das Objektschutzregiment der Luftwaffe als „Schweizer Taschenmesser“ bezeichnet. Ihre Aufträge sind zahlreich und die Fähigkeiten grundverschieden. In der Vorbereitung für den bevorstehenden Auslandseinsatz ab April 2021 fängt das Regiment an, die Ausbildung seiner eigenen Männer und Frauen zu vertiefen.
Die 4. Staffel des Objektschutzregimentes in Wittmund ist eine der vielen ausgelagerten Einheiten. 20 Kilometer trennen sie von ihrem Mutterhaus. Dieser Tage liegt das Hauptaugenmerk der Wittmunder Soldatinnen und Soldaten auf der Ausbildung ihrer eigenen Kameradinnen und Kameraden. Gemeinsam mit der 3. Staffel des Objektschutzregimentes trainieren sie in der heißesten Zeit des Jahres.
Oberfeldwebel Robin ist der Zugführer des IV. Zuges der 4. Staffel. Auf seinem Plan für die kommenden Wochen stehen die Ausbildung an der FLW 200, GraMaWa-Trupp-Ausbildung (Granatmaschinenwaffe) und der militärische Nahkampf.
Einsatz unter Heeresleitung
Die Fernbedienbare leichte Waffenstation (FLW) ist der Aufbau auf dem Fahrzeugdach auf dem die Waffe ihren Platz findet. Nicht jede Waffe kann in jede FLW eingerüstet werden. Generell wird bei den Objektschützern an der FLW 100 ausgebildet – passend für das MG3. Da der Einsatz ab April aber unter der Leitung des Heeres stattfindet, muss die Ausbildung angepasst werden.
Im Schwerpunkt benutzt das Heer Fahrzeuge mit einer FLW 200. Warum? Weil sie grundsätzlich mit dem sMG (schweres Maschinengewehr) und der GraMaWa ausgerüstet sind. „Die Jungs aus unseren Einsatzzügen müssen deshalb zu 200er-Schützen ausgebildet werden. Das ist einsatzrelevant“, so Robin.
Station zwei in Wittmund: GraMaWa-Trupp-Ausbildung. Die Granatmaschinenwaffe kann auch zu Fuß transportiert und zum Einsatz gebracht werden. Dazu setzt sich ein GraMaWa-Trupp aus drei Soldaten zusammen. Ein Richtschütze, ein Ladeschütze, ein Truppführer. Die 40 Kilogramm schwere Waffe wird bei heißen 30 Grad durch die Wittmunder Kaserne geschleppt. Äußerst wichtig dabei ist das taktische Vorgehen trotz der Belastung. Der Anstrengung darf nicht die Vorsicht weichen.
Im Nahkampf gibt es keine Regeln
Aus der Halle 28 in Wittmund tönen dumpfe Schläge und laute Musik. Was nach wilder Sause klingt, ist harte Arbeit. Die Ausbildungsgruppe ist nassgeschwitzt bis auf die Knochen, aber Robin treibt sie weiter an. Mit Blue Guns, Helm und Plastikschlagstöcken gehen die Jungs aufeinander los. „Im Nahkampf gibt es keine Regeln. Das Einzige was zählt ist, dass du überlebst“, so Robin.
Die Nahkampfausbildung gehört zum sogenannten „combat ready“-Status. Erst nach dieser Ausbildung sind die Objektschützer auf ihrem Dienstposten einsatzbereit. Der militärische Nahkampf besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: Krav Maga und Brazilian Jiu Jitsu. Vom Krav Maga übernehmen die Soldaten die Schlag- und Abwehrtechniken, vom Jiu Jitsu alle Griffe und Hebel am Boden.
Semper Communis
Die Stationsausbildung in Wittmund ist nur ein Teil der Übungskette, die in den kommenden Monaten folgt. Der gemeinsame Einsatz erfordert eine gemeinsame Ausbildung. Die Soldaten erleben alles zeitgleich – angefangen von der Einkleidung für die tropischen Sphären, über kohäsive Übungen mit dem Heer, bis hin zu großen Sammelimpfungen. Schon in dem Jahr vor dem Einsatz wachsen die Soldatinnen und Soldaten eng zusammen – semper communis. Immer gemeinsam.
Autor: Sandra Süßmuth