Deutsche Tornados üben an der Südspitze Afrikas

Deutsche Tornados üben an der Südspitze Afrikas

In der sonnenverbrannten einsamen Ebene grasen Antilopen und Bergzebras. Dahinter haushohe weiße Dünen. Die Hitze flimmert. Das Thermometer zeigt 29 Grad. Plötzlich donnern zwei deutsche Tornados im Tiefflug vom Indischen Ozean heran und steuern auf die Overberg Air Base zu. Nach fast einem Jahr Vorbereitung ist das Taktische Luftwaffengeschwader 33 aus Büchel in die Übung Two Oceans gestartet.

 

Für das größte Geschwader der Luftwaffe ist es der wichtigste Termin des Jahres. Das rund 150 Mann starke Kontingent übt hier nahe am Kap der Guten Hoffnung Einsätze und überprüft Verfahren. Dafür bekämpft das Jagdbombergeschwader bewegte Ziele wie Autokolonnen oder stark befestigte Bunker am Boden, es wird scharf mit Lenkflugkörpern geschossen, mit komplexen Krisen und sich ständig ändernden Lagen geübt. „Bei dieser Hochwertübung geht es bis an die Belastungsgrenzen für die technischen Staffeln, die Crews und die Tornados“, so Waffensystemoffizier Max Wagner*.

 

„Dieser Flieger kann alles. Von Bordkanone bis Taurus.“

Vier ASSTA 3.0 Maschinen stehen vor den weißen Hangars der südafrikanischen Air Base. Acht Crews müssen in den nächsten Tagen beweisen, dass sie das komplexe System Tornado beherrschen und ob die Überarbeitungen von Hard- und Software im Praxistest funktionieren. „Dieser Flieger kann alles. Von Bordkanone bis zum Lenkflugkörper Taurus. Und das werden wir in den kommenden Tagen zeigen“, so Kommodore Oberst Holger Radmann.

Tornados aus Büchel auf der Overberg Air Base. (Quelle: Luftwaffe/A. Bienert)

 

Die Range hat die Größe von Singapur

Geübt wird auf einem Gelände, das so groß ist wie Singapur und perfekte Übungsbedingungen bietet. Obwohl es hier auch ein Naturreservat und viele Tiere gibt, die sich trotz der Übungen wohlfühlen. Noch kurz vor der „heißen“ Übungsphase ist Gerrie Ferreira, Head of Explosives und Logistics bei der Denel Overberg Test Range, mit dem Bau von Tornado-Bodenzielen beschäftigt. Er und seine Crew schweißen Tornado-Ziele für den Beschuss auf dem Wasser zusammen, präparieren den Range eigenen Bunker oder Flugzeugattrappen.

Antilopen vor Panzer-Ziel. (Quelle: Luftwaffe/A. Bienert)

 

Überstunden für den Bunkerbau

Nebenbei achtet der 48-Jährige darauf, dass die südafrikanischen und internationalen Standards von den deutschen Gästen eingehalten werden. Außerdem ist Gerrie der Sicherheitsoffizier für das Kontingent aus Büchel. „Wir bauen gerne Ziele“, erzählt der Südafrikaner. „Jede Kampagne ist neu, und jede Übung ist eine Herausforderung. Und wir müssen hier halt solange arbeiten, bis die Ziele für die Übung stehen, auch wenn es tagelang keinen pünktlichen Feierabend gibt.“

Gerrie Ferreira (links) beim Flugzielbau. (Quelle: Luftwaffe/A. Bienert)

 

„Südafrika ist immer wieder eine große Herausforderung“

Im Kontrollraum der Overberg Test Range beobachten zur gleichen Zeit deutsche Soldaten und südafrikanische Spezialisten den ersten Taurus-Tragflug. Bevor scharf geschossen wird, muss der Lenkflugkörper an einem Tornado hängend zum Testflug starten, ohne dass er ausgeklinkt wird.

Der Taurus „am Haken“. Tragflug mit Tornado. (Quelle: Luftwaffe/A. Bienert)

 

In dem großen Raum sitzt auch Oberstleutnant Jan-Dirk Rump vom Luftwaffentruppenkommando. Der ehemalige Phantom-Waffensystemoffizier ist Projektoffizier für Two Oceans und betreut seit rund zehn Jahren Luftwaffenübungen weltweit. „Südafrika ist immer wieder eine große Herausforderung. Auch wenn man denkt, dass irgendwann eigentlich alles klappen müsste, gibt es doch immer wieder böse Überraschungen“, sagt der 50-Jährige.

OTL Rump bei der Arbeit. (Quelle: Luftwaffe/A. Bienert)

 

Im Kontrollraum geht das Licht aus, vorne überall Bildschirme, auf denen die ersten Kamerabilder auftauchen. Rechts eine Karte mit dem Schiffsverkehr am Kap, die meistbefahrende Schifffahrtsstraße der Welt. Dann hebt der Tornado mit dem Taurus ab. Oberstleutnant Rump schaut konzentriert auf die Bildschirme und folgt der Flugbahn von Tornado und Lenkflugkörper. Im Notfall muss er den Taurus stoppen.

Tornado ASSTA 3.0 auf der Overberg Air Base. (Quelle: Luftwaffe/A. Bienert)

 

Auf der Air Base landen die nächsten deutschen Tornado-Crews nach ihren Orientierungsflügen. Auf der Platte vor den Hangars warten bereits die Soldaten der Wartungs- und Waffenstaffel für die Nachfluginspektion. Bei den Piloten steht auch Kommodore Oberst Holger Radmann. Warum die Übung in Südafrika so wichtig ist? „Wir sind der einzige fliegende Kampfverband der Luftwaffe, der alles abdecken kann. Hier auf dieser Test-Range können wir das ganz Spektrum eines Einsatzes abbilden und üben. Das kann kein Simulator ersetzen. Und bei so einer Übung wird den jungen Leuten auch klar, dass der Tornado kein Spielzeug, sondern eine Waffe ist.“

 

*Name aus Sicherheitsgründen geändert!

 

Autor: Ute Birgit Kindler/Luftwaffe

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