Die Fähigkeiten des A400M unter der Lupe

Die Fähigkeiten des A400M unter der Lupe

Die bisher an die Luftwaffe ausgelieferten A400M sind grundsätzlich für logistische Transportaufgaben ausgerüstet und vorgesehen. Die 54+07-Maschine verfügt nun neben dem DASS (Defensive Aids Sub System) über erste grundlegende Fähigkeiten, die über den reinen logistischen Lufttransport hinausgehen.

Im Dezember verließ die Maschine 54+07 das Werk in Sevilla. (Quelle: Airbus)

 

Der erste A400M mit taktischen Fähigkeiten und der Kennung 54+07 ist im Dezember im Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf angekommen. Als erstes Flugzeug der Transporter-Flotte des Standortes hat der Airbus ein Selbstschutzsystem mit der Bezeichnung DASS. Es beinhaltet ein Flugkörperwarnsystem, ein Radar-Warnempfänger und ein erweiterbares Abwehrsystem mit Chaff-/Flare-Dispensern – ein System zur Abwehr von radar- und infrarotgestützten Flugkörpern. Dies ist aber nur eine Anfangsbefähigung, die es der Luftwaffe ermöglicht, erste Erkenntnisse über die neuen Fähigkeiten zu erlangen. Eine Wirksamkeitsuntersuchung im Rahmen der Einsatzprüfung wird erst nach technischen Verbesserungen seitens Airbus durchführbar sein. Taktische Einsatzverfahren wie beispielsweise das Absetzen von Lasten, das Absetzen von Fallschirmspringern und das Betanken anderer Luftfahrzeuge werden nach und nach durch die Luftwaffe getestet.

 

Das Absetzen von Lasten während des Fluges

Zur Verringerung der eigenen Gefährdung müssen militärische Transportluftfahrzeuge Lasten auch ohne Landung absetzen können. Dazu sind je nach Ladung und Bedrohung unterschiedliche Verfahren vorgesehen. Der A400M ist bereits in der Lage Material, das auf Paletten geladen ist, manuell auszulösen und abzuwerfen. Weitere, insbesondere automatisierte Verfahren sind technisch teils noch weiter zu entwickeln, um sie vollständig nutzen zu können. Dazu gehört beispielsweise das Verfahren mit dem die Ladung durch einen Fallschirm aus dem Laderaum gezogen wird und zu Boden gleitet.

Es wird noch dauern bis der A400M über alle von der Luftwaffe geforderten Fähigkeiten verfügt und diese auch einsetzbar sind. (Quelle: Luftwaffe/Andrea Bienert)

 

Fallschirmspringen aus dem A400M

Für das Absetzen von Fallschirmspringern verfügt der A400M noch nicht über die vorgesehene Zielfähigkeit. Der jetzige Auslieferungsstand erlaubt es gruppenweise bis zu 30 Fallschirmspringer abzusetzen. Als Zielbefähigung ist das simultane Absetzen von insgesamt 116 Fallschirmspringern in einer Gruppe gefordert. Derzeit kann aber nur eine Seitentür des A400M von den Fallschirmspringern genutzt werden.

Erste Tests mit den Freifallern haben bereits stattgefunden, aber die Zielfähigkeit ist noch nicht erreicht. (Quelle: Luftwaffe/Markus Schulze)

 

Der A400M als Tanker

Der Transporter ist im jetzigen Auslieferungsstand in der Lage Flächenflugzeuge zu betanken. Die Hubschrauberbetankung birgt noch einige technische Herausforderungen und ist noch nicht realisiert. Für die Luftwaffe ist das eine wichtige Voraussetzung, um die Einsatzreichweiten von militärischen Hubschraubern zu verlängern.

Mittels des langen „Stutzens“ kann der A400M andere Luftfahrzeuge betanken. (Quelle: Luftwaffe/Archiv)

 

Alles muss im Verbund funktionieren

Die Luftwaffe wird alle von Airbus zukünftig bereitgestellten Fähigkeiten einer detaillierten Einsatzprüfung unterziehen. Die Luftwaffe wird dies unter möglichst realistischen Einsatz- und bei unterschiedlichen, klimatischen Bedingungen durchführen.

 

Weitere Zeitverzögerungen

Auch wenn das Waffensystem A400M nach und nach immer mehr Fähigkeiten dazu gewinnen wird, bedeutet dies nicht, dass sie für die Luftwaffe unmittelbar nutzbar sind. Es ist erforderlich die neuen Fähigkeiten zu zertifizieren und zuzulassen. Zusätzlich wird es notwendig sein, die Flugzeuge nachzurüsten. Allein dafür werden die betroffenen A400M jeweils für mehrere Monate in die Industrie zurückkehren. Dort werden dann sogenannte Retrofitmaßnahmen durchgeführt. Diese Stehzeiten schränken die Verfügbarkeit der A400M-Flotte für die Luftwaffe weiter ein.

 

Die von der Luftwaffe geforderten Fähigkeiten an den A400M:

Das Waffensystem A400M soll weltweit, in allen Klimazonen, bei nahezu jedem Wetter, bei Tag und Nacht und unter Bedrohung im folgenden Einsatzspektrum eingesetzt werden:
1. Strategischer und Operativ-Taktischer Lufttransport:
Personal und/oder Material im Rahmen von Einsätzen und Übungen
Unterstützung von Hilfeleistungen in Not- und Katastrophenfällen im In- und Ausland
2. Patienten- und Verwundetentransport:
Direkttransport in Einsatzgebiete und wieder heraus, auch von Behelfsflugplätzen, unter Bedrohung und über große Distanzen
Transport von Intensiv- und leicht- und mittelschwer verletzten Patienten
3. Unterstützung von Luftlandeoperationen:
Abwerfen und Absetzen von Material und Fallschirmspringern auch aus großen Höhen
Einsatz auch unter Bedrohung durch Verwendung der Selbstschutzausstattung
4. Luftbetankung
Betankung von Kampfflugzeugen, Transportflugzeugen und Hubschraubern
Betankung des A400M im Flug
5. Evakuierungen und Spezielle Operationen:
Einsatz unter erhöhter Gefährdung in einem feindlichen Umfeld bei Tag und Nacht unter Nutzung der Selbstschutzausstattung
Unterstützung der Rettung und Rückführung im Ausland einschließlich der bewaffneten Suche und Rettung (CSAR)

Autor: Stephan Prietzel/Luftwaffe

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