Major Weiper ist Kampfpilot. Vorzeitig verließ er die Bundeswehr. Jetzt ist er wieder Teil des Teams Luftwaffe: als Pilot und Waffenlehrer.
Der gebürtige Brandenburger, Volker Weiper, ist ausgebildeter Kampfpilot. Vorzeitig verließ der inzwischen 40-Jährige nach 18 Jahren Dienstzeit die Bundeswehr. Heute bildet er an der noch jungen Waffenschule Luftwaffe in Laage Eurofighterpilotinnen und -piloten zu Waffenlehrern aus.
Wie kam es, dass Sie Pilot bei der Luftwaffe geworden sind?
Schon als Kind wollte ich unbedingt Pilot werden. Auf der Internationalen Luft-und Raumfahrtausstellung in Berlin habe ich in jungen Jahren begeistert den sehr lauten Kampfflugzeugen bei ihren spektakulären Manövern zugesehen – das wollte ich auch mal machen!
Also habe ich mich nach dem Abitur für die fliegerische Ausbildung zum Kampfpiloten bei der Bundeswehr beworben. Ich wollte mir nie vorwerfen müssen, dass ich nicht wenigstens versucht habe, meinen Traum zu verwirklichen. Was soll ich sagen? Es hat geklappt. Und die Begeisterung fürs Fliegen und die Technik ist bis heute geblieben.
Welche Umstände hatten Einfluss auf Ihre damalige Berufswahl?
Wie schon erwähnt – zunächst war es natürlich meine Faszination fürs militärische Fliegen. Und dann waren da noch die Konditionen, die mir die Bundeswehr damals bot: Mir war von Anfang an bewusst, dass ich aufgrund der enormen körperlichen und geistigen Anforderungen an einen Kampfpiloten, nicht ewig fliegen könnte. Die mir gebotene Perspektive seitens der Bundeswehr, sollte ich – warum auch immer – irgendwann nicht mehr fliegen können, beziehungsweise mein Dienstzeitende nach 20 Jahren erreicht haben, war sehr attraktiv und mitentscheidend für meine Berufswahl.
Wie sah diese besagte Perspektive, die Ihnen die Bundeswehr damals bot, aus?
Als ich zur Bundeswehr ging, bekamen Jetpilotinnen und -piloten den Status eines Berufsoffiziers und konnten mit Erreichen der verwendungsbezogenen Altersgrenze von 41 Jahren in den Ruhestand gehen. Diese Regelung nannte sich BO 41. So hätte ich nach meiner Dienstzeit bei der Bundeswehr einen anderen Karriereweg, beispielsweise in der freien Wirtschaft, einschlagen können und das mit einem prozentualen Pensionsanspruch.
Ich hätte auch die Option gehabt, mich vorher für die Laufbahn eines Berufsoffiziers mit einer Altersgrenze über das 60. Lebensjahr hinaus zu bewerben. Allerdings wäre für mich ab dem 42. Lebensjahr mit der aktiven Fliegerei Schluss gewesen. Vermutliche wäre ich dann einer anderen Tätigkeit, etwa in einer Kommandobehörde, nachgegangen oder hätte irgendwo eine andere Führungsposition übernommen. Das war für mich allerdings weniger reizvoll. Die Nähe zur Technik und Fliegerei war mir immer das Wichtigste.
Im Alter von 38 Jahren hatten Sie sich dazu entschieden, die Bundeswehr frühzeitig zu verlassen. Was waren Ihre Beweggründe?
Der ausschlaggebende Grund dafür war die schrittweise Abschaffung des BO-41-Status. Denn mit der Abschaffung schwand auch meine anfängliche Perspektive, nach der Fliegerei, mit Anfang 40, einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen. Meine Dienstzeit hätte sich jetzt automatisch bis über das 60. Lebensjahr hinaus verlängert.
Soldat zu sein, ist ganz sicher ein sehr belohnender Beruf, aber er fordert eben auch Entbehrungen, Verpflichten und hohe persönliche Flexibilität. Für mich war das in jungen Jahren kein Problem. Aber mit der Zeit ändern sich die Lebensumstände und Prioritäten verschieben sich. Umso wichtiger war mir die Aussicht, nach 20 Jahren Dienstzeit selbst zu entscheiden wie es für mich weitergeht. Und da mir diese Möglichkeit seitens der Bundeswehr genommen wurde, entschied ich mich dazu, sie zu verlassen, um meine beruflichen Perspektiven selbst neu zu definieren.
Bereuen Sie Ihren Austritt aus der Bundeswehr?
Nein. Aus damaliger Sicht hatte ich keine Option. Natürlich fiel mir die Entscheidung schwer, nach so langer Zeit meinen Beruf als Waffenlehrer und Pilot in der Luftwaffe aufzugeben. Meine Erfahrungen, die ich bis dato gesammelt hatte, waren mehr als vielseitig: Ich bin Tornado geflogen, war Austauschpilot bei der United States Air Force – ich bin dort F-16 geflogen, habe eine Umschulung auf den Eurofighter gemacht und auf dem Waffensystem als Fluglehrer junge Leute ausgebildet.
Letztlich habe ich der Bundeswehr im Allgemeinen und der Luftwaffe im Besonderen sehr viel zu verdanken. Darüber bin ich mir durchaus im Klaren. Aber meine Entscheidung, die Bundeswehr zu verlassen, geschah seinerzeit wohl überlegt, wenn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Wie ging es bei Ihnen weiter, nachdem Sie die Bundeswehr verlassen hatten?
Ich habe mein Masterstudium beendet und anschließend, für knapp zwei Jahre, bei einem Rüstungsunternehmen gearbeitet. Dort war ich indirekt ja noch immer eng mit der Luftwaffe verbunden gewesen. Nur hatte ich dann eben meinen Schwerpunkt mehr im technischen Bereich gefunden.
Wieso sind Sie nach zwei Jahren Arbeit in der freien Wirtschaft wieder zur Bundeswehr, zur Luftwaffe, zurückgekommen?
Nachdem ich die Bundeswehr verlassen hatte, haben sich schrittweise genau die Rahmenbedingungen bei der Luftwaffe wieder geändert, die mich damals dazu veranlasst hatten, zu gehen. Es hat sich was bewegt.
Mein aktuelles Dienstverhältnis gibt nun her, dass ich mit 45 Jahren die Bundeswehr verlassen könnte. Ich habe also wieder eine Perspektive und kann bis dahin meinen Traum vom Fliegen weiterleben und außerdem junge und hochmotivierte Leute ein Stück weit bei der Erfüllung ihres Lebenstraums begleiten.
Die Zeit bei meinem zivilen Arbeitgeber war für mich sehr wertvoll und ausfüllend. Aber die Aufgabe eines Waffenlehrers in der Luftwaffe ist und bleibt etwas ganz Besonderes.
Wie ging der „Wiedereinstieg“ vonstatten?
Im Dialog mit der personalbearbeitenden Stelle wurde schnell klar, dass sich beide Seiten eine Wiedereinstellung gut vorstellen können. Als mich dann der Kommandeur der Waffenschule Luftwaffe angerufen hatte – wir kannten uns noch aus meiner Zeit als Waffenlehrer bei der Luftwaffe in Laage – und mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte bei ihm die zukünftigen Waffenlehrer der Luftwaffe auszubilden, war die Entscheidung für mich schnell getroffen.
Was genau hatte Sie an einer möglichen Tätigkeit bei der Waffenschule Luftwaffe überzeugt?
Der Auftrag der Schule. Die Waffenschule Luftwaffe leistet einen entscheidenden Beitrag für die stetige Weiterentwicklung von Taktiken, Techniken und Verfahren in der Luftwaffe. Hier werden Luftkriegsexperten generiert.
Die Besten erhalten an der Waffenschule Luftwaffe eine Hochwertausbildung. Auch wird hier das operationelle Zusammenwirken verschiedenster Waffensysteme harmonisiert. Das Motto der Waffenschule Luftwaffe „Fight. Lead. Instruct.„ – „Kämpfen. Führen. Lehren.“ unterstreicht den hohen Anspruch an die Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer, aber natürlich auch an das Lehrpersonal, um für zukünftige Herausforderungen gewappnet zu sein.
Ich bin mir sicher, dass ich genau hier einen wichtigen Beitrag leisten kann. An so einer Aufgabe hängt mein Herz! Zudem darf ich selbst auch noch fliegen.
Haben Sie sich denn schon Gedanken über Ihre Zukunft gemacht?
Noch nicht wirklich. Ich habe ja gefühlt gerade erst an der Waffenschule als Ausbilder für das Waffenlehrertraining auf dem Eurofighter angefangen. Wie es mit mir in fünf Jahren weitergeht, entscheide ich zu gegebener Zeit. Jetzt heißt es erst mal: „Fight. Lead. Instruct.“
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