Future Combat Air Systems (FCAS) sollen eine neue Generation der Waffensysteme darstellen. Doch was genau ist FCAS? Welche Herausforderungen gehen mit dem geplanten deutsch-französischen Vorhaben einher? Brigadegeneral Christian Leitges beantwortete kürzlich viele dieser Fragen in Berlin.
Die Interessengemeinschaft Deutsche Luftwaffe (IDLw) e.V. lud zum Thema FCAS in die Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Berlin ein. Für Experten und Interessierte wurde das Berliner-Event als Folgeveranstaltung einer Expertenrunde organisiert. Diese hatte wenige Wochen zuvor in Köln Experten aus der Luftwaffe, der NATO, und der Industrie zusammengebracht. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollten hiermit in Berlin vorgestellt und eingeordnet werden.
Der Präsident der IDLw, Generalleutnant a.D. Aarne Kreuzinger-Janik, eröffnete die Veranstaltung: „Es gibt eine Vielzahl an Perspektiven zu FCAS“, erläuterte Kreuzinger-Janik und erklärte weiter, dass alle eine Gemeinsamkeit haben: Das Ziel, „die Fähigkeitslücke zu decken, die sich durch derzeitige Bedrohungen ergeben hat.“ Der Abteilungsleiter Grundlagen und Weiterentwicklung des Kommandos Luftwaffe, Brigadegeneral Christian Leitges, nutzte die Gelegenheit gerade diese Perspektiven in seinem Vortrag aufzugreifen.
Das Next Generation Weapon System
Das Thema FCAS sei bereits sehr präsent in den Medien, jedoch ohne ein gemeinsames Verständnis der Definition, erklärte General Leitges. Ihm war es deshalb ein wichtiges Anliegen, den Gästen vorab zu erklären, worum genau es sich bei FCAS handle. Dies solle im nächsten Schritt die Komplexität der Thematik verdeutlichen.
Vorab räumte Brigadegeneral Leitges mit einem Trugschluss auf: „Es handelt sich bei FCAS nicht lediglich um ein Kampfflugzeug, sondern um einen Systemverbund.“ Bei diesem „System of Systems“ würden bemannte Kampfflugzeuge und unbemannte Flugkörper („remote carriers“) in einem Verbund integriert werden. Darüber hinaus könnten Schiffe der Marine und Landfahrzeuge mit in den Verbund eingeschlossen werden. Luftwaffe, Marine und Heer könnten so eng zusammen agieren. Die Technologie ermögliche heute, dass eine große Datenmenge mit hoher Geschwindigkeit innerhalb des FCAS über eine „Cloud“ ausgetauscht werden könne. Dies eröffne unter anderem die Möglichkeit, Sensordaten unterschiedlicher Waffensysteme zusammenzuführen.
Anforderungen und Herausforderungen
Das abzudeckende Fähigkeitsspektrum FCAS soll sich an künftige Einsatzerfordernisse 2040+ ausrichten. Folglich solle es vieles können, erläuterte General Christian Leitges. Hinzu kommen Anforderungen an die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Waffensystemen. Auch Anforderungen im Rahmen multinationaler Verpflichtungen, wie zum Beispiel der NATO, müssten bedacht werden. Die Vielzahl an Anforderungen, die zudem zwischen den beiden Projektländern Deutschland und Frankreich koordiniert werden müssen, würden Herausforderungen darstellen.
„Der exponentielle technologische Fortschritt gibt uns neue Möglichkeiten“, so Leitges. Eine sorgfältige Planung sei hierfür jedoch unabdinglich. Zudem dürfe man Entscheidungen zu den einzelnen Systemkomponenten nicht verzögern. General Leitges erklärte, dass nach der Konzeption und der Entwicklung noch weitere Herausforderungen auf die Bundeswehr zukämen. Denn die Einführung des FCAS in die Truppe, wird den Großteil der Bundeswehr beschäftigen. Auch wird ein Umdenken auf Netzwerke statt in einzelnen Waffensystemen notwendig sein. Insgesamt stehe er dem Projekt trotz der Herausforderungen sehr positiv gegenüber.
„Es gibt noch vieles zu tun.“
Ein derart vielschichtiges Thema bedürfe viel Arbeit, betonte General Leitges zum Ende seines Vortrags. Man habe mittlerweile Expertenteams zusammengestellt, in denen auf Basis des HLCORD (siehe Infobox) ein Konzept erstellt wird. „Wir tun bereits einiges in der Forschung und Technologie. Doch es gibt noch viel zu tun“, so Leitges. Derzeit befindet sich das deutsch-französische Projekt in der Erstellung der „Joint Concept Study“. Daher werde es noch einige Zeit dauern bis das Projekt abgeschlossen wird und FCAS tatsächlich eingesetzt werden kann.
High Level Common Operational Requirements Document (HLCORD)
Das HLCORD bezeichnet die Fähigkeitsforderungen an das FCAS. Das Dokument wurde am 26. April 2018 in Berlin zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet. Das HLCORD regelt jedoch nicht die Rollen- und Arbeitsverteilung zwischen den Nationen oder möglichen industriellen Partnern.Quelle: Bundesministerium der Verteidigung