Traumhaftes Wetter, eine malerische Landschaft und ein eingespieltes Hubschrauberteam des Hubschraubergeschwaders 64 (HSG 64): Unter besten Bedingungen lehrt Gebirgsfluglehrer Hauptmann Rothenhäusler seinen Schüler Chris die Kunst des Fliegens im Gebirge.
Montagmorgen, 9.00 Uhr: Ein Hubschrauber des Typs CH-53 startet in Laupheim mit dem Ziel Alpnach in der Schweiz. An Bord sind ein Gebirgsfluglehrer, ein Pilot, der sich in der Ausbildung zum Gebirgsfluglehrer befindet, Chris, der Gebirgsflugschüler, und vier Bordwarte. In den nächsten Tagen werden diese Spezialisten im Team zusammen daran arbeiten, die Tücken des Fliegens im Gebirge zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren.
Zu Beginn…
…erhält jeder neue Gebirgsflugschüler eine Einweisung in das Gebiet. Die Orientierung im Gebirge zu behalten ist eine besondere Herausforderung. Anders als beim Fliegen über besiedeltem Gebiet stehen dem Piloten hier zur Orientierung weniger Referenzpunkte wie etwa Straßenzüge oder markante Gebäude zur Verfügung. Aus diesem Grund ist der erste Flug für Chris zunächst eine Erkundung des Gebietes, in dem er die darauf folgenden Flugstunden absolvieren wird. Wie vor jedem Flug wird dazu ein Briefing durchgeführt. Wie ist das Wetter? Besteht Lawinengefahr? Sind Skigebiete oder Hochspannungsleitungen im Einsatzraum? Diese und weitere Fragen muss der Pilot klären, um die Gefahren für sich und seine Umwelt abschätzen und minimieren zu können. Im Anschluss wird die Flugroute abgesteckt und zur Genehmigung an die verantwortliche Flugsicherungsstelle weitergeleitet. Nachdem der Pilot die Leistungsgrenzen berechnet hat, kann es losgehen. Leistungsgrenzen ergeben sich aus der Triebwerkleistung, dem Gewicht der Maschine und der Luftdichte in der entsprechenden Höhe.
Abflug
Nach der Einweisung des Teams, dem Besatzungsbriefing, beschleunigen die beiden 4.000 PS starken Triebwerke den Rotor, der einen Durchmesser von circa 22 Metern hat. Bei dem sogenannten „Hover Check“ überprüft der Pilot zunächst, ob die zuvor berechneten Leistungsgrenzen auch tatsächlich mit denen der Maschine übereinstimmen. Sollte dies nicht der Fall sein, kann ein Defekt die Ursache sein und die Maschine muss am Boden bleiben.
In der Luft…
…üben die Flugschüler zahlreiche Verfahren. Dazu gehört die Winderkundung, die Hocherkundung (Landeplatz identifizieren) und die Tieferkundung (Vorbeiflug oder Überflug des Landeplatzes in 50 Fuß/15 m). Sind Menschen, Tiere, Leitungen oder andere Hindernisse im Weg? Aus welcher Richtung kommt der Wind? Besteht durch das Gebirge die Gefahr, dass Wind kanalisiert wird und es dadurch zu unerwarteten Turbulenzen kommt? Dies sind Fragen, die sich jeder Pilot mit Hilfe seiner Crew beantworten muss, um einschätzen zu können, ob ein Landeplatz geeignet ist. Bevor der Pilot die Maschine landet, macht er einen Probeanflug.
Landung
Bei der Landung ist die Aufmerksamkeit aller Crewmitglieder gefragt. Die Bordtechniker haben die Umgebung fest im Blick und informieren den Piloten über die Entfernung der Maschine zum Boden und zu möglichen Hindernissen, bis die Räder des Hubschraubers aufsetzen. Geschafft! Trotz des aufwirbelnden Schnees hat Gebirgsflugschüler Chris die Maschine sicher gelandet.
Zurück am Platz
Getreu dem Motto „nach dem Briefing ist vor dem Briefing“ resümiert Hauptmann Rothenhäusler mit Chris direkt im Cockpit die Mission, bevor es dann zum Debriefing geht. „Mir hat es Spaß gemacht und ich bin froh, dass Hauptmann Rothenhäusler navigiert hat. Bei den vielen Berggipfeln ist es wirklich schwer, die Orientierung zu behalten“, so Chris nach seinem ersten Gebirgsflug. So wie Chris gehört es für jeden CH-53 Piloten dazu, die Gebirgsflugbefähigung zu erlangen. Nicht nur bei Einsätzen im Alpenraum muss der Pilot auf die erlernten Fähigkeiten zurückgreifen. Der Transporthubschrauber, der Außenlasten von bis zu sieben Tonnen befördern kann, ist für viele Einsätze der Bundeswehr unverzichtbar. Bevor Chris im Gebirgsflug fertig ausgebildet ist, hat er noch 23 bis 25 Flugstunden mit festgelegten Ausbildungsinhalten und Prüfungen zu absolvieren.
Quelle: Ines Blandau/Luftwaffe
Foto: Ines Blandau/Luftwaffe
Video: Bundeswehr YouTube-Kanal