Fast drei Jahre lang wurden Kahramanmaras und seine Bürger von deutschen Soldaten geschützt. Nach Einschätzung der NATO ist die Bedrohung des türkischen Territoriums durch ballistische Raketen aus Syrien mittlerweile als gering zu bewerten. Nachdem die Bundesregierung Mitte August das Ende des Einsatzes beschlossen hatte, endet Mitte Oktober der operative Auftrag der deutschen Soldaten im Südosten der Türkei.
Die Bundeswehr beendet ihr Engagement zur Verstärkung der integrierten Luftverteidigung der NATO im Südosten der Türkei. Am 15. Oktober 2015 werden die Systeme abgeschaltet – der Kern des Einsatzauftrags endet. Für den Chef der Einsatzstaffel, Major Stefan K., und seinen Kameraden endet damit jedoch nicht der Dienst in der Türkei. „Sobald wir von unserem operativen Auftrag entbunden werden und die Systeme abschalten, endet zwar der Einsatzauftrag, aber ab diesem Zeitpunkt beginnt dann die schnellstmögliche Rückverlegung des Materials“, erklärt der Staffelchef. Ziel sei es, das die Soldaten, die nicht mehr vor Ort benötigt werden, noch vor Weihnachten zurück in die Heimat fliegen könnten.
Gründlichkeit vor Schnelligkeit
Zuvor gilt es jedoch, die errichtete Stellung zurückzubauen und die Vollzähligkeit des gesamten Materials sicherzustellen. „Wir werden das noch milde Wetter für den Rückbau nutzen, bevor es umschlägt. Kabinen und Container, die mit Holzverkleidungen umbaut wurden, müssen für den Transport zugänglich gemacht werden. Sämtliche Holzbauten müssen beseitigt, auch der Stacheldraht zur Stellungssicherung muss entfernt werden. Hier zählt nur sorgfältiges und konzentriertes Vorgehen“, so Major K. weiter. Auch die Lenkflugkörper des Patriot-Waffensystems müssen entladen, verpackt und nach Deutschland verschickt werden.
Das Ende im Blick
Das Material wird in der Heimat bereits von den Soldaten des Flugabwehrraketengeschwaders 1 erwartet. Für den wichtigen Übungs- und Ausbildungsbetrieb ist der Wegfall der Einsatzbelastung nach drei Jahren von großer Bedeutung.
Auch personell wird das operative Einsatzende eine Entlastung für die FlaRak-Truppe innerhalb der Luftwaffe mit sich bringen. „In den letzten Jahren war es schwierig, die Einsatzbereitschaft im Staffelrahmen zu überprüfen. Auch in diesem Rahmen in Deutschland zu üben war kaum möglich, da das Personal permanent im Einsatz war“, so Major K. weiter. Aktuell gibt es in seiner Einsatzstaffel bei Active Fence bereits mehrere Soldaten, die zusammengerechnet mehr als 360 Einsatztage in der Türkei hinter sich haben.
Major K. erklärt: „Meine Soldaten sind froh, jetzt ein konkretes Datum zu haben, an dem ihr Einsatz endet. Damit ist die Gewissheit vorhanden, dass sie die letzte aktive Einsatzstaffel bei AF TUR sind.“
Erstes positives Fazit
Rückblickend war der Einsatz, gerade aus operativer Sicht, für die Flugabwehrraketentruppe von positiver Bedeutung. Über die gesamte Zeit gerechnet, haben sich die Systeme zu 99,89% im aktiven Status befunden und so einen Schutzschild für Kahramanmaras gebildet.
„Der Einsatz, der ja zunächst für lediglich ein Jahr gedacht war, wurde auch nach der zweiten Verlängerung noch mit hoher Akzeptanz von den Soldaten wahrgenommen. Über den gesamten Zeitraum waren wir uns der Verantwortung unseres Auftrags voll bewusst. Die Soldaten waren ja nicht irgendwo weit weg von einer unwahrscheinlichen Bedrohung, sondern haben den teils sehr starken Beschuss innerhalb Syriens an ihren Geräten mitverfolgen müssen. Wir sind froh, dass unser Eingreifen nicht nötig wurde“, erklärt Major Stefan K. abschließend.