Die Wollmützen sind tief ins Gesicht gezogen. Mit beiden Händen umschließen die Soldaten ihre heißen Kaffeebecher. Die Wolken an diesem kalten, aber sonnigen Dienstagmorgen hängen tief in den Bäumen. Es ist wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm – Trident Juncture beginnt.
Das Camp Rødsmoen in Rena ist im letzten halben Jahr extra für die größte NATO-Übung seit Ende des Kalten Krieges errichtet worden. Der ursprüngliche Truppenübungsplatz ist für sechs Wochen die Heimat für bis zu 6.000 Soldaten aus vielen verschiedenen Nationen. Eine logistische Mammutaufgabe und ein riesiger infrastruktureller Kraftakt für die Gastgebernation Norwegen.
Erstmalig mit der neuen Fähigkeit im Einsatz
Die Luftwaffe beteiligt sich erstmals mit der Rolle der mobilen Luftverteidigung. Ihr Auftrag ist es, mit dem Waffensystem Patriot verbündete Bodenkräfte vor Bedrohungen aus der Luft zu schützen. Dafür bilden die drei Flugabwehrraketengruppen 21 (Sanitz), 24 (Bad Sülze) und 26 (Husum) mit jeweils einer Kampfstaffel das sogenannte AMD-Modul (Air Missile Defense) unter der Führung von Oberstleutnant Siegfried Kraus.
Exzellente internationale Zusammenarbeit
Der Kommandeur zeigt sich über die Zusammenarbeit mit den norwegischen Partnern sehr erfreut: „Die Unterstützung von den Norwegern im Rahmen der Vorbereitung und der Zuschleusung von Material und Personal ist exzellent. So reibungslos habe ich es im internationalen Bereich bisher selten erlebt.
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Der Materialtransport über Land und See in diesem Umfang ist auch für die einsatzerprobten Kameraden der FlaRak eine große Herausforderung. „Die Erfahrungen, die wir aus Übungen und Verlegungen in der Vergangenheit gemacht haben, helfen uns hier sehr. Auch das ist ein Übungsziel von Trident Juncture
“, sagt Oberstleutnant Kraus. Hinter dieses Übungsziel können er und seine Soldaten nun getrost einen Haken machen. Gegen 15.30 Uhr erreicht das Hauptkommando das Lager.
Es kann losgehen
Der Kommandeur begrüßt seine rund 200 Kameradinnen und Kameraden und schwört sie auf die folgenden Wochen ein: „Lange Monate der Vorbereitung liegen hinter uns. Wir haben uns oft den Kopf zerbrochen, wie es in Norwegen sein wird. Das ist nun Vergangenheit. Wir sind jetzt hier!
“ Der Kommandeur beendet seine Begrüßung mit dem offiziellen, dreifachen Schlachtruf der FlaRak „Missle Away!“.
Tolles Essen tröstet über enge Unterkunft hinweg
Anschließend erfahren die Soldaten alles über die Gegebenheiten vor Ort, erhalten wichtige Informationen und es wird ihnen ihre Unterkunft für die nächsten Wochen gezeigt. Hier zeigt sich erste Ernüchterung, denn in jedem der riesigen Zelte werden über 300 Personen untergebracht. Dicht an dicht stehen die Feldbetten in mehreren abgesperrten Berreichen.
Obwohl von Privatsphäre hier nicht die Rede sein kann, nehmen es die Soldaten gelassen. Hauptfeldwebel Matthias L. von der 1. FlaRakGrp 24 ist bereits seit einigen Wochen in Norwegen. „Wir haben hier natürlich kaum oder gar keine Zeit für uns selbst. Aber auch wenn hier hunderte Soldaten im Zelt wohnen, nehmen die Leute viel Rücksicht aufeinander. Daher ist es für den Übungszeitraum gut auszuhalten.
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Begeistert zeigen sich die deutschen Soldaten von der Truppenverpflegung. „Das von den Norwegern bereitgestellte Essen ist einfach top! Für diese große Anzahl an Soldaten so eine Qualität aufzutischen, ist wirklich eine Meisterleistung
“, sagt Hauptfeldwebel Tobias G. von der 2. FlaRakGrp 24.
Nächste Herausforderung
Trident Juncture wird für alle rund 500 Soldatinnen und Soldaten der Luftwaffe spannend. Der nächste Tag hat es gleich in sich. Die FlaRak wird mit schwerem Gerät und 17 Fahrzeugen ein Gewässer überqueren. Das Deutsche Heer wird sie hierbei unterstützen.
Autor: Stephan Jeglinski