Der Eurofighter ist ein hochmodernes System aus mehreren Computern, die untereinander ständig kommunizieren. Ein Problem sorgte in der letzten Woche bei den Männern der Technik für Kopfzerbrechen. Erst nach langer Fehleranalyse konnte die Ursache ermittelt werden. Ein Ersatzteil aus Deutschland wird benötigt. Zum Glück hat sich der Inspekteur der Luftwaffe zu Besuch angemeldet. Kurzerhand bringt er das benötigte Ersatzteil zur großen Freude seiner Soldatinnen und Soldaten persönlich mit nach Israel.
Momente wie diese lassen selbst die Profis der Technik besorgt innehalten. Ein Pilot ruft während seines Flugs bei der Übung Blue Flag eine Luftnotlage aus. Die Funkkommunikation ist unterbrochen. Gefahr für Leib und Leben besteht nicht, da den Besatzungen auch andere Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Aber in diesem Zustand ist das Kampfflugzeug nicht mehr einsatzbereit.
Nach der Landung in der technischen Nachbesprechung, dem „Debriefing“, wird der Fehler mit dem Piloten besprochen und anschließend werden die Flugdaten ausgelesen und analysiert. Nach den ersten Behebungsversuchen wird den Technikern klar, dass es sich hierbei um ein außergewöhnliches, kniffliges Problem handelt.
Woran kann es nur liegen?
Hauptmann Daniel Müllenstedt ist stellvertretender Leiter des Technikbereichs. Mit seinen Spezialistinnen und Spezialisten in den technischen Fachgruppen und seinem Vorgesetzten, Oberstleutnant Thomas Behrendt, steckt der 29-jährige Offizier die Köpfe zusammen, um die Ursache für das Funkproblem zu ermitteln.
Zuerst wird eingegrenzt, in welchem Bereich die Störung aufgetreten ist. Anschließend werden verschiedene technische Verfahren ausprobiert. Immer wieder wird Müllenstedt gemeldet: „Daran lag es auch nicht.“
Je schwieriger und aussichtsloser die Suche scheint, desto mehr ist der Ehrgeiz bei den Soldaten geweckt. „Wir lassen unsere Maschine nicht hier in Israel stehen. Wir bringen unsere Mühle rechtzeitig nach Hause“, schwört ein Wart mit ölverschmierter Uniform.
Stundenlang versuchen die Soldaten mit verschiedenen Tests, die Quelle der Störung zu finden.Erst am dritten Tag landen die Wittmunder einen Treffer. Ein spezielles Testverfahren identifiziert einen defekten „Coupler“. Das Verbindungsgerät zwischen zwei Computersystemen muss ausgewechselt werden.
Dem Team um Hauptmann Daniel Müllenstedt hat ein so kleines Gerät tagelang Kopfzerbrechen bereitet. (Quelle: Luftwaffe/Francis Hildemann)
Vom Regen in die Traufe
Obwohl das Team um Hauptmann Müllenstedt endlich die Fehlerursache finden konnte, muss das Ersatzteil aus Deutschland geliefert werden. Über den kommerziellen Lufttransport würde das Gerät nicht rechtzeitig in Israel eintreffen, um die Maschine für den Übungsflugbetrieb weiter einsetzen zu können. Jetzt ist Improvisationstalent gefragt. Aber auch hier haben die roten Barone eine geniale Idee: „Rucksacklogistik“! Das ist Soldatenjargon und bedeutet, dass Ersatzteile auf pragmatische und schnelle Wege ins Einsatz-oder Übungsland geliefert werden.
Inspekteur der Luftwaffe als „Postbote“
Bei einer Übung wie Blue Flag in Israel ist es dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, ein wichtiges Anliegen, seine Frauen und Männer zu besuchen. Hauptmann Müllenstedt und sein Team wissen das und prompt wird bei der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung in Köln angerufen. Die Global 5000 des Inspekteurs wird dort abgefertigt.
Die Kameraden zu Hause in Wittmund haben das Ersatzgerät für den Lufttransport verpackt und es anschließend im Eiltempo mit dem Auto nach Köln gefahren. Gerade rechtzeitig konnte das wertvolle Paket von der Größe eines Umzugskartons in die Global 5000 geladen werden.
„Ich wusste, wo das Gerät liegt und die geplante Startzeit der Global in Köln. Unsere Kameraden in Wittmund haben einen tollen Job gemacht, um das Paket rechtzeitig nach Köln zu schaffen“, freut sich Müllenstedt darüber, dass der Plan aufgegangen ist.
Nicht nur über den Besuch ihres ranghöchsten Vorgesetzten in der Luftwaffe freuen sich die Soldaten, sondern auch über sein Gepäck: einen brandneuen „Coupler“, der die Funkkommunikation wieder ermöglichen soll.
Es dauert keine zwei Stunden, bis die Soldaten das Ersatzteil eingebaut und damit den Eurofighter wieder einsatzklar gemacht haben. Das Team um Müllenstedt hätte sich in jedem Fall das Siegerbier verdient, wäre auf der israelischen Luftwaffenbasis Uvda Alkohol nicht strengstens verboten.
Eine grandiose Leistung der Soldatinnen und Soldaten der Technik. Dazu kommt es nicht alle Tage vor, dass der Inspekteur der Luftwaffe persönlich per „Rucksacklogistik“ das Ersatzteil liefert.
Autor: Stephan Jeglinski