Zurück in die Zukunft

Zurück in die Zukunft

Vor einigen Jahren wurde die am Standort Roth durchgeführte Grundausbildung der Offiziersanwärterinnen und Offiziersanwärter (OA) in den damals neugeschaffenen, elf Monate dauernden Offizierslehrgang an der Offizierschule der Luftwaffe am Standort Fürstenfeldbruck integriert. Mit der Neuordnung der Offizierausbildung beschreitet die Luftwaffe seit dem 1. Juli 2013 einen neuen Weg. Die Grundausbildung der OA bildet wieder einen eigenständigen Bestandteil der Offiziersausbildung. Fortan durchlaufen die OA, die Freiwillig Wehrdienstleistenden (FWD) sowie die Soldatinnen und Soldaten auf Zeit (SaZ) in zwei Kompanien am Standort Germersheim und in einer Kompanie am Standort Roth gemeinsam ihre dreimonatige Grundausbildung beim Luftwaffenausbildungsbataillon. Gemeinsam – das heißt FWD, SaZ und OA teilen in ihrem Zug bzw. ihrer Gruppe die gleichen Erfahrungen, Entbehrungen und freudigen Momente, die die Grundausbildung der Luftwaffe zu bieten hat. Damit wird die vom Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, angewiesene „Durchmischung der Statusgruppen“ so weit wie möglich realisiert.

 

Internationale Ausbildung

Darüber hinaus nahmen ebenfalls erstmalig am Standort Germersheim zehn Kadetten aus neun Nationen im Rahmen der militärischen Ausbildungshilfe an der Grundausbildung teil. Je ein Soldat aus Algerien, Korea, Irak, Burkina Faso, Thailand, Ruanda, Senegal und Tansania, sowie zwei Kadetten aus Afghanistan wurden, ebenso wie ihre deutschen Kameraden, auf die weiterführende Ausbildung an der Offizierschule der Luftwaffe vorbereitet. In diesen, für die jungen Rekrutinnen und Rekruten teilweise sehr fordernden, ersten Monaten ihres militärischen Werdegangs, werden vielfältige Themen gelehrt, gelernt und praktisch geübt.

 

Die ersten Tage – Einkleidung – Einstellungsuntersuchung – Erfassung

Am 1. Juli 2013 traten fast 400 junge Frauen und Männer ihren Dienst in den Laufbahnen der Offiziere und der Mannschaften bei der Luftwaffe an. Die erste Herausforderung an diesem Tag lautete für die noch meist unerfahrenen Menschen: „Wo finde ich meine Einheit?“ Nachdem diese erste Herausforderung gemeistert war, waren die nachfolgenden Tage geprägt von vielen administrativen Vorgängen, wie z.B. der Prüfung der Einberufungsunterlagen, den medizinischen Eingangsuntersuchungen oder der Einkleidung. Die LH Bekleidungsgesellschaft der Bundeswehr hielt für jeden Rekruten die passende Bekleidung und Ausrüstung bereit – eine logistische Meisterleistung.

 

„Staatsbürger in Uniform“

Welche Bedeutung hat es, als Soldat auch unter Einsatz seines Lebens seinem Vaterland zu dienen? Welche Rechte und Pflichten habe ich als Untergebener, aber auch als Vorgesetzter? Welche Bedeutung hat der militärische Gruß? Auf welchen Rechtsgrundlagen handle ich als Soldat? Was bedeutet es für mich, „Staatsbürger in Uniform“ zu sein? Diese und noch viele andere Fragen werden den jungen Soldaten in diesem Themenbereich durch die Kompaniechefs der Einheiten beantwortet. Dies verdeutlicht den hohen Stellenwert dieser Fragestellungen für die Identifikation der Soldaten mit der Bundeswehr und ihrem beruflichen Selbstverständnis. Das Prinzip der Inneren Führung dient hierbei als Kompass und Anker des eigenen Handelns. Für die jungen Offiziersanwärterinnen und –anwärter bildet dieser Bereich die Grundlage für die weiterführende Ausbildung an der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck.

Waffen- und Schießausbildung / neues Schießausbildungskonzept (SAK)

In den letzten zwei bis drei Jahren haben sich in diesem Bereich gravierende Veränderungen vollzogen. Unter Einhaltung der bestehenden Sicherheitsvorschriften wurde im Rahmen des neuen SAK die Eigenverantwortung des einzelnen Schützen für seine Waffe und den Umgang mit derselben deutlich erhöht. In der Umsetzung der Einsatzerfahrungen werden vor allem Handlungssicherheit und Reaktionsvermögen, insbesondere auf kurze Distanzen, geschult. In den Phasen „Trockendrill“ – „Vorbereitung im AGSHP“ (Ausbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen / Panzerabwehrhandwaffen) und final dann im „scharfen Schuss“ auf der Standortschießanlage, trainieren die jungen Rekruten in über 100 theoretischen und vor allen Dingen praktischen Unterrichtseinheiten den sicheren Umgang mit der Pistole P8 und dem Gewehr G36. Im Rahmen eines Truppenbesuches machten sich der Parlamentarische Staatssekretär im BMVg, Christian Schmidt, zusammen mit dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, am 5. August 2013 am Standort Roth ein Bild vom Ausbildungsstand der Soldaten im Umgang mit ihren Handwaffen.

 

Wachausbildung, Infanteristischer Objektschutz sowie Einsatzvorbereitende Ausbildung für Konfliktverhütung und Krisenbewältigung (EAKK) Luftwaffe

Diese Ausbildungsinhalte umfassen das soldatische Handwerkszeug eines jeden Luftwaffensoldaten für die Ausübung seines Berufes im Frieden im Inland, bilden aber auch grundlegende Elemente für den Auslandseinsatz ab. Die Wachausbildung in Theorie und Praxis befähigt die Soldaten, ordnungsgemäß den Wachdienst als Wachsoldat mit seinen besonderen Rechten und Pflichten im Inland ausüben zu können. Auch hier baut die weiterführende Ausbildung an der Offizierschule der Luftwaffe auf den im LwAusbBtl vermittelten Ausbildungsinhalten auf.
Beinahe jeder Soldat erinnert sich als Highlight seiner Grundausbildung, neben dem feierlichen Gelöbnis, an die Gefechtsdienstausbildung. In diesem Ausbildungsabschnitt, oft auch als „grüne Ausbildung“ bezeichnet, lernen die Soldaten, wie man sich in welchem Gelände richtig bewegt, wie man Gesicht und Helm tarnt, wie man eine Stellung einrichtet, Sichtzeichen benutzt und vieles mehr. Auch das Leben im Felde, also wie man sich trotz der begrenzten Ressourcen wäscht, seinen Schlafplatz trocken und warm hält und nicht zuletzt auch seine Mahlzeiten zubereitet, wird in diesem Abschnitt vermittelt.

Einmal mit diesem umfassenden Handwerkszeug bestückt, beginnen die ersten Schritte Richtung einsatzvorbereitende Ausbildung. Was ist die Aufgabe einer Patrouille und wie setzt sie sich zusammen, wie funktioniert ein Maingate, also das Haupttor, eines Feldlagers? Wie durchsucht man richtig Personen und Fahrzeuge und wie verhält man sich überhaupt im fremden Einsatzland? Auf all diese Fragen werden die Antworten vermittelt und praxisorientierte Lösungsansätze zu möglichen Problemen gegeben, immer durch Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Einsatz begleitet.

 

Öffentliches Gelöbnis / Vereidigung

Einen Höhepunkt einer jeden Soldatenkarriere bildet die Vereidigung bzw. das feierliche Gelöbnis. Eine herausragende Besonderheit in diesem Quartal bestand in der Teilnahme aller FWD des Luftwaffenausbildungsbataillons am Feierlichen Gelöbnis am 20. Juli 2013 auf dem Platz der Republik in Berlin. Live übertragen von den öffentlich – rechtlichen Medienanstalten, mit der Gelöbnisrede, gehalten durch den Bundespräsidenten, Joachim Gauck, vor Tausenden von Zuschauern in Berlin und Hunderttausenden vor den Fernsehschirmen stellte diese Veranstaltung für jeden teilnehmenden Soldaten ein außergewöhnliches und unvergessliches Erlebnis dar. Am 22. Juli 2013 wurden die OA und die SaZ des Standortes Roth in Heideck vereidigt. Gastredner hier war der ehemalige bayerische Staatsminister der Justiz, Dr. Manfred Weiß. Die Vereidigung der Germersheimer OA und SaZ fand am 12. September 2013 in Rheinzabern statt. Als Gastredner konnte das Luftwaffenausbildungsbataillon den Abteilungsleiter Personal im BMVg, Generalleutnant Wolfgang Born, gewinnen. Mit dem Blick auf die Truppendienstfahne des Verbandes zu geloben und zu schwören, seinem Land treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, erfüllte alle Beteiligten, Rekruten und Vorgesetzte, Familienangehörige und Gäste mit Stolz und der Gewissheit, dass Werte wie Treue, Verlässlichkeit und das Einstehen für Andere keine verlorenen Werte darstellen, sondern von den jungen Soldaten auch heute weitergetragen werden.

 

Sportausbildung / Military Fitness

Nicht vorstellbar wäre der militärische Dienst ohne eine grundlegende, körperliche Leistungsfähigkeit. Zu Beginn und Ende der Grundausbildung dokumentiert der Basis Fitness Test die körperliche Leistungssteigerung der Rekruten. Vorbereitende Kräftigungsübungen für das neue Schießausbildungskonzept, Geländeläufe, das Ablegen des deutschen Sportabzeichens, Schwimmen, Sport in Neigungsgruppen oder sportwissenschaftliche Grundlagen ergänzen das persönliche Training jedes Einzelnen und schaffen Anreize und Impulse, sich unter Anleitung oder selbstständig fit zu machen und zu halten. Im Bereich Military Fitness werden die körperliche Belastbarkeit zusammen mit dem Teamgeist auf die Probe gestellt: Läufe im Feldanzug, zum Teil mit sperrigen und schweren Lasten, im Gelände im Gruppenrahmen. Auf diese Weise lernt der Einzelne zudem, sich in die Gemeinschaft zu integrieren und im Team auch herausfordernde Aufgabenstellungen zu lösen, den Auftrag zu erfüllen.

 

Fazit

Die gemeinschaftliche Durchführung der Grundausbildung für die OA, SaZ und FWD beim Luftwaffenausbildungsbataillon wurde sowohl von dem Ausbildungspersonal als auch von den Rekruten positiv wahrgenommen. Zum einen ermöglicht es den angehenden Offizieren einen Einblick in die Welt des zukünftig unterstellten Bereiches und zum anderen wurde der Gedanke, Teil des „Teams Luftwaffe“ zu sein, von allen Beteiligten gemeinschaftlich mit Leben gefüllt. Als Beispiel dient an dieser Stelle die Bereitschaft einzelner Rekruten, die ausländischen Kadetten für ein Wochenende in ihre Familien einzuladen, um ihnen das Leben in Deutschland außerhalb militärischer Strukturen nahezubringen. Ein Indiz für gelebte Kameradschaft über alle Statusgruppen hinweg.

Gemeinsames Handeln, gegenseitige Unterstützung und der Wille, sein Bestes zu geben, charakterisierte die Vorgehensweise aller handelnden Akteure dieses Quartals und sicherte somit die erfolgreiche erste Durchführung der Ausbildung unter den neuen Bedingungen.

 

Autor: Andreas Petry/Luftwaffe

Foto: Schrief/Luftwaffe

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