Bundespräsident Steinmeier besucht die Luftwaffe

Wolkenloser blauer Himmel, 29 Grad. Präsidentenwetter. Auf die Minute pünktlich schwebt der 20 Meter lange Eurocopter Cougar ein. Unten am Boden in der Friedensausbildungsstellung Gubkow wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vom Inspekteur, Generalleutnant Ingo Gerhartz, in Empfang genommen. Für die Luftwaffe setzt der Besuch ein wichtiges Signal.

 

Bundespräsident im Anflug mit Cougar. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Der Besuch findet bei der Flugabwehrraketengruppe 21 statt. Der Teil eines Geschwaders, das aufgrund der weltweiten politischen Lage und dem Ende der INF-Verträge so stark bei der NATO gefragt ist, wie schon lange nicht mehr. Besonders die Landes- und Bündnisverteidigung steht hier im Fokus.

 

Empfang mit militärischen Ehren. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Für die Flugabwehrsoldaten in Sanitz/Prangendorf ist der hohe Truppenbesuch eine Premiere. Und auch für den Bundespräsidenten. Obwohl der Obergefreite Steinmeier lange bei der Luftwaffe war, hat er bislang keinen Flugabwehrverband kennen-gelernt. Er kann sich gut an seine Luftwaffenzeit erinnern: „Es war die Phase, in der die Transall an die Luftwaffe ausgeliefert wurde… Weniger gut habe ich die bitterkalten Nächte in Erinnerung – im Manöver bei minus 14 Grad im Unterstand.“ Warum er bei der Luftwaffe war? „Als ich mit 18 Jahren die Schule abschloss, stand die Berliner Mauer gerade mal zwölf Jahre. Ein Gorbatschow war nicht in Sicht, die Blockkonfrontation war real. Aus meiner Sicht damals war das eine Situation, in der der eigene persönliche Beitrag zur Sicherheit des Landes gefragt war.“

 

Austausch mit dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Wie vielfältig, modern und dynamisch die Luftwaffe seit seinem Wehrdienst geworden ist, erfährt Frank-Walter Steinmeier von Generalleutnant Ingo Gerhartz persönlich. Rund eine Stunde erklärt ihm der Inspekteur in kleinem Kreis die Aufgaben der Verbände in der Region Rostock, die fortschreitende Multinationalität und Technisierung der Teilstreitkraft, Rüstungsprojekte oder Hilfseinsätze im Inland.

 

Luftwaffen-Briefing durch den Inspekteur. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Aber nicht nur bei der Unterstützung von Waldbränden oder im Friedensbetrieb zeige sich, dass die materielle Einsatzbereitschaft der Luftwaffe den Soldaten zu schaffen mache, so der General. Mittlerweile gäbe es keinen Einsatz ohne Luftwaffe mehr. Und selbst Land- und Seestreitkräfte hingen maßgeblich von der Kontrolle des Luft- und Weltraums ab. „Die Einsätze im In- und Ausland fordern uns nicht nur personell, sondern bringen unsere zum Teil betagten Waffensysteme an den Rand des technischen und logistischen Leistungsvermögens“, so Gerhartz.
 
Bei Beschaffung und Modernisierung gäbe es bereits erste Erfolge wie beim A400M, so der General weiter. Aber Einsatzfähigkeit und Stärke erforderten nachhaltiges politisches Engagement und Investitionen zum Beispiel für die Nachfolge des Tornados, der CH-53-Hubschrauber, des veralteten Systems Ozelot oder der Patriots mit der modernen MEADS Technologie, die im Taktischen Luftverteidigungssystem (TLVS) realisiert werden soll.

 

Oberstleutnant Kraus, Bundespräsident Steinmeier und Generalleutnant Ingo Gerhartz. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Dann trifft Steinmeier auf Soldaten wie Oberstleutnant Siegfried Kraus, Kommandeur der Flugabwehrraketengruppe 21 in Sanitz, der ihm die Hintergründe genau erklären kann. Meterhohe Staubwolken werden aufgewirbelt, als die Patriots aus Sanitz und eine Abordnung Ozelot der Flugabwehrraketentruppe 61 aus Todendorf dem Präsidenten vorführen, was die Air and Missile Defence Task Force im Rahmen der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) leistet. „Wir sind halt meistens mittendrin und nicht nur dabei“, bringt es der Kommandeur auf den Punkt.

 

Steinmeier bei den Patrioten. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Kein Luftwaffen-Verband hatte in den vergangenen Jahren so viele Einsatztage wie die FlaRakGrp 21 zum Beispiel bei ACTIVE FENCE TURKEY. Und ständig sind sie bei Übungen, 2018 sogar als Luftwaffen-Leitverband für die NATO-Großübung Trident Juncture in Norwegen. Für Oberstleutnant Kraus ist der Präsidentenbesuch ein Zeichen der Wertschätzung und eine Chance für die Zukunft:“ Immer, wenn der Bundespräsident demnächst mit dem Thema Luftraumsicherung konfrontiert wird, wird er uns im Kopf haben!“

 

Der Bundespräsident mittendrin und nicht nur dabei. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Nicht weit davon entfernt wird ein Luftraumüberwachungsradar aufgebaut. Gepanzerte Ozelots fahren mit dem Lenkflugkörper Stinger zum Schutz der Patriots oder mobiler Infanteriekräfte über den staubtrockenen Rasen. Der Feuerleitbereich macht sich startklar, die Stromversorgungsanlage mit zwei Generatoren, der Fernmelde- und Wartungstrupp, der Führungswagen.
 
Technisch kann ein Feuerleitstand mit bis zu 16 Patriot-Startgeräten arbeiten. Heute für den Bundespräsidenten sind es vier. Die Luft flimmert in der Hitze. Trotzdem arbeiten die 70 Soldaten in voller Ausrüstung im Laufschritt. Innerhalb von 15 Minuten stehen die Launcher mit den bis zu acht PAC-3-Lenkflugkörpern. Dann meldet die 3. Staffel der FlaRakGrp 21: „Ready to fire“.

 

Der Besuch des Bundespräsidenten lockte viel Presse nach Sanitz. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Der Bundespräsident ist beeindruckt und nimmt sich reichlich Zeit. Er klettert in die Leitstände, schüttelt viele Hände und lässt sich Technik und Arbeit von den Frauen und Männern in Sanitz erklären. Für Hauptmann Michael Rusch ist es schon ein besonderer Tag, den Bundespräsidenten und dem Inspekteur Luftwaffe die Hand zu schütteln: „Da bin ich doch ein wenig nervös gewesen, ob alles 100prozentig klappt“, gesteht der 28-jährige Kampfführungsoffizier später.

 

Hauptmann Michael Rusch:“ Der Bundespräsident nahm sich Zeit und stellte viele technische Fragen (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Sein Führungsfeldwebel Karolin Naß sieht das gelassener: „Mit dem Bundespräsidenten zu reden, ist schon etwas Besonderes für mich. Das empfinde ich als Wertschätzung unserer Arbeit, dass er hier zu uns nach Sanitz kommt. Die Luftwaffe hat ja viele Verbände.“ Und der Patriot-Startgeräteführer und Oberstabsgefreite Christian Schultz meint: „Die Vorführung war halb so schlimm. Das ist ja unsere tägliche Arbeit. Aber der Besuch des Bundespräsidenten war letztlich doch anstrengender als ein normaler Einsatztag.“

 

OSG Christian Schultz:“ Der Besuch war anstrengender als ein Einsatztag.“ (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 

Hauptfeldwebel Karolin Naß:“ Die Begegnung war schon etwas ganz Besonderes.“ (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Das geht dem Bundespräsidenten nach dem Mammutprogramm in Sanitz nicht anders. Und doch ist er begeistert, von dem, was er bei der Truppe in Sanitz gesehen hat, von dem Leistungswillen der Soldaten, über die Technik bis hin zu den gesellschaftlichen Vernetzungen hinein in die Region Rostock.: „Wir haben hier eine sehr professionelle, sehr einsatzwillige und vor allem technisch beschlagene Truppe und ein tolles Team erlebt, und dass, was die Soldaten hier leisten, verdient nicht nur Respekt und Anerkennung, sondern die Soldatinnen und Soldaten dürfen auch erwarten, dass sie dafür die bestmögliche Ausrüstung erhalten und nach dem Wegfall der Wehrpflicht auch den nötigen Rückhalt in der Gesellschaft haben“, fasst Steinmeier seinen Besuch zusammen.“

 

Der Bundespräsident fühlte sich sichtlich wohl in Sanitz. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 
Autor: Ute Birgit Kindler

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