Der verlegefähige Führungsgefechtsstand aus Holzdorf hat zur Luftraumüberwachung sogar ein eigenes Radar im Gepäck. Auf einem LKW verladen, kann es an nahezu jeden Ort transportiert und dort aufgebaut werden. Zusammen mit den lettischen Streitkräften sind die deutschen Radarspezialisten im ganzen Land unterwegs.
In den verschiedenen Operations-Containern des verlegefähigen Führungsgefechtsstandes werden zum Beispiel das Luftlagebild erstellt, Kampfflugzeuge im Luftraum geführt und ihnen Trainingsziele zugewiesen. Um auf den Bildschirmen die Flugzeuge dargestellt zu bekommen, müssen dem DCRC die Daten von Radargeräten übermittelt werden. Dazu nutzt es die bereits vorhandenen Radargeräte der drei baltischen Staaten – das BALTNET. Zusätzlich haben die Soldaten des Einsatzführungsbereichs 3 ein eigenes verlegefähiges Radargerät im Gepäck. Zu Übungszwecken für die Soldaten wird das Radar an verschiedenen Orten im ganzen Land aufgebaut und betrieben. Bei den logistischen Maßnahmen, wenn das Radargerät an einen neuen Standort verlegt wird, verbessern die Soldaten auch die Zusammenarbeit mit den lettischen Streitkräften.
Wie ein „koordinierter Ameisenhaufen“
Wenn die Fahrzeuge an einer neuen Stellung ankommen, legen die Männer des Radarzuges sofort los. Aus Sicherheitsgründen wird ein Zaun mit Stacheldraht um die Anlage gebaut. Danach werden unzählige Kabel angeschlossen, Stromaggregate eingeschaltet, Stützen ausgefahren und natürlich der Radarschirm aufgestellt. Was dem Außenstehenden auf den ersten Blick vielleicht etwas wirr und unkoordiniert erscheinen mag, folgt einem genauen Ablauf. Die Soldaten des Radarzuges kennen jeden Handgriff – sie sind ein eingespieltes Team. Stellvertretender Zugführer, Hauptfeldwebel Martin Gerner, packt selbst mit an. „Viele Hände, schnelles Ende“ beschreibt der 31-Jährige mit wenigen Worten die Situation. Innerhalb kürzester Zeit steht die Anlage und ist arbeitsfähig.
Aufbau, Betrieb, Abbau – Routine für den Radarzug
Sobald die Anlage einsatzbereit ist, ist das Wichtigste geschafft. Doch die Arbeit ist noch nicht beendet, wenn die Anlage steht. „Zwar wird das Radargerät vom DCRC aus gesteuert, aber das „Feinsetting“ übernehmen wir vor Ort“, sagt Gerner. Bei Bedarf dreht sich das Radar 24 Stunden am Tag. Dann arbeiten die Männer im Schichtbetrieb. Sei es, dass Sicherungen gewechselt oder Stromgeneratoren betankt werden – es gibt immer etwas zu tun. Ist der Auftrag beendet, wird alles wieder abgebaut und zusammengepackt und das Radargerät zu einer neuen Stellung verlegt.
„Nullen und Einsen“ gehen in den Weltraum und zurück
Die Datenpakete, die das Radar bei jeder Umdrehung sammelt, werden zum Beispiel über eine Satellitenverbindung ins DCRC übertragen. Hier werden sie ausgewertet und weiterverarbeitet, indem beispielsweise das Luftlagebild erstellt wird. Über militärische Datennetzwerke werden die Informationen dann direkt zu weiteren Empfängern, zum Beispiel den Kampfjets, geleitet. Das erleichtert deren Führung. Jede weitere Kommunikation läuft über Sprache. Daher nutzen die Holzdorfer Soldaten auch zwei verlegefähige Funkstationen. Diese dienen als zusätzliche Unterstützung zwischen dem Gefechtsstand und den Flugzeugen. Aufgestellt beim DCRC und in der Nähe des Radargeräts wird dadurch die Funkreichweite zu den Flugzeugen erhöht. Dazu betreiben zwei Oberfeldwebel die sogenannte Radio-Station. Andre Kasprzyk weiß, „ohne uns gäbe es keinen Kontakt zu den Piloten.“ Daher ist der Netzwerk- und Satellitentechniker permanent mit der Suche von Fehlern und deren Behebung beschäftigt.
Das Radargerät und die Radio-Station bilden also die Augen und Ohren des verlegefähigen Führungsgefechtsstandes. Auf der lettischen Air Base Lielv?rde, auf der das DCRC derzeit aufgebaut ist, werden die Datenpakete gesammelt, ausgewertet und an alle berechtigten Empfänger gesendet. Das Ende des Einsatzzeitraumes ist bereits absehbar. Ende der Woche beginnt dann der Abbau. Dann wuseln die Männer am Radargerät und der Radio-Station wieder herum – und jeder Handgriff wird sitzen.
Autor: Philipp Rabe/Luftwaffe