Die Luftwaffe am Hindukusch

Auch in Afghanistan ist die Luftwaffe im Einsatz. Ob mit Hubschraubern, den CH-53 Maschinen, der Drohne Heron oder als Berater für den Aufbau der afghanischen Luftwaffe, das Team Luftwaffe ist gefordert im Einsatz am Hindukusch.

Langsam beginnen sich die schweren Rotorblätter des Hubschraubers zu drehen, immer schneller werden sie, es wird lauter. Und überall wirbelt der feine afghanische Sand auf. Die CH-53 startet vom Flugplatz in Mazar-E-Sharif im Norden Afghanistans. Der Pilot, Oberstleutnant Stefan M. hebt mit der Maschine langsam ab. Mit ihm sind noch sechs weitere Soldaten an Bord ohne die keiner der Hubschrauber hier abheben kann: Der Kommandant, zwei Bordtechniker und drei Bordsicherungssoldaten. Letztere sichern mit ihren Waffen aus den Türen und von der Heckrampe aus den Hubschrauber gegen feindlichen Beschuss ab. Fünf dieser mittleren Transporthubschrauber sind ständig vor Ort, vier davon im Einsatz und eine als technische Reserve. Das bedeutet einen enormen Personalaufwand für die Luftwaffe. Denn durch die geforderte Einsatzbereitschaft und Ruhezeiten müssen zehn Piloten, acht Bordtechniker und zwölf Sicherungssoldaten ständig in Mazar-E Sharif stationiert sein. Dazu kommen dann noch technisches Personal und andere Soldaten, die für einen Einsatzflugbetrieb nötig sind.

Ohne Hubschrauber geht im Einsatz in Afghanistan nichts. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Einsatz der Luftwaffenhubschrauber bedeutet bei Resolute Support, so der Missionsname, taktischer Lufttransport und Verwundetentransport. Beides Aufgaben die unerlässlich sind in einem Einsatz wie dem in Afghanistan. Heute jedoch ist der Chef vorort. Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz besucht seine Soldatinnen und Soldaten.

„Mein Eindruck: Das Team Luftwaffe funktioniert auch unter den Belastungen des Einsatzes in Afghanistan. Jedoch sind wir am Limit dessen, was geht.“, so der Inspekteur und weiter: „Die Frauen und Männer leisten Enormes, aber wenn ich zum Beispiel die Hubschrauber, die CH-53 ansehe, da sind wir an der Belastungsgrenze unserer Soldaten, aber insbesondere auch unseres Materials angelangt.“

Der Aufwand, dieses einsatzerfahrene, aber in die Jahre gekommene Luftfahrzeug ständig technisch einsatzklar zu halten, das Personal gleichzeitig zu schulen, in den Einsatz zu schicken und alle anderen Anforderungen, wie zum Beispiel Waldbrände aus der Luft zu löschen, zu erfüllen, ist schwierig. Dabei ist die Flotte der theoretisch verfügbaren CH-53 zu klein. 66 Stück hat die Luftwaffe. Wenn man die für die Ausbildung, jene, welche in der Instandsetzung stehen und eine Anzahl an Ersatzmaschinen abzieht, stehen weniger als eine Handvoll Hubschrauber zur Verfügung, welche auch die nötige Ausstattung für einen Einsatz in Afghanistan mitbringen. Dazu gehört unter anderem die Ausrüstung mit Zusatztanks. Denn landen, um aufzutanken, können die Maschinen nur in Mazar-E Sharif. Alles andere wäre zu gefährlich, beziehungsweise die Logistik ist an anderen Flugplätzen schlichtweg nicht vorhanden. „Eine enorme Materialbelastung ist die Folge. Erst gerade haben wir einen neuen Hubschrauber per Lufttransport aus Deutschland hier her nach Afghanistan gebracht und werden einen, dessen Flugstundenkontingent abgeflogen wurde, wieder zurück nach Deutschland bringen.“, erklärt M. nachdem er seinen Hubschrauber wieder sicher auf dem Flugfeld gelandet hat. Nur in Deutschland kann die für den weiteren Betrieb wichtige Inspektion gemacht werden. Alleine der feine Sand wirkt wie Schmirgelpapier und setzt den Rotorblättern, aber auch dem Rest der Maschine schwer zu.

Wie Schmirgelpapier wirkt der feine Sand in Afghanistan – eine große Belastung für das Material. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

„Wir haben alles gemacht, was in der Macht der Luftwaffe liegt, um diesen Einsatz weiter sicherstellen zu können. Zum Beispiel die Einsätze so priorisiert, dass dieser hier in Afghanistan absoluten Vorrang vor allen anderen Aufgaben hat und wir haben die Anzahl an Crews auf das absolute Minimum reduziert um die Belastungen so weit, wie irgend möglich reduzieren zu können.“, so Gerhartz.

Die angespannte Situation wird sich erst endgültig mit der Einführung eines neuen, schweren Hubschraubers auflösen. „Die Beschaffung von neuem Gerät dauert aber lange. Daher kann ich mir vorstellen, dass wir zunächst einmal in einer internationalen Kooperation eine Lösung finden“, erläutert der General.

Oberstleutnant M. kommt auf insgesamt über 900 Einsatztage in Afghanistan und manch einer seiner Crew sogar auf noch mehr. „Das geht an die Substanz, der eignen, aber auch der der Familien.“, so M.

Neben den Hubschraubern ist in Mazar-E Sharif auch das Heron System stationiert. Es ist ein Remotely Piloted Aircraft (RPA), ein unbemanntes Flugzeug. Das RPA Personal, bestehend aus Piloten und Sensorbedienern (Tactical Operator), wird in Afghanistan und in Mali verwendet. Anders als die schweren Hubschrauber, gleitet die Drohne fast lautlos in den Himmel und ist schon nach kurzer Zeit mit dem bloßen Auge nicht mehr zu sehen und nicht zu hören.

Auch hier machte sich der Inspekteur der Luftwaffe ein genaues Bild von den Begebenheiten.

General Gerhartz legt selber Hand an und fliegt eine der Drohnen in Afghanistan. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

„Sie sind die Zukunft in der Luftwaffe.“, so der Inspekteur zu den Frauen und Männern im eigens für den Einsatz abgesperrten Bereich am Rande des Flugplatzes. „Dafür müssen wir aber die grundsätzlichen Voraussetzungen schaffen. Dazu gehört auch, dass wir das Arbeitsumfeld des Bedienpersonals, des Piloten und des Tactical Operators als eigene Berufsfelder ausrichten. Und dann auch Karrierechancen in diesem Umfeld eröffnen. Da bin ich mit meinem Stab dran und ich verspreche Ihnen, das hat für mich hohe Priorität.“

Die Aufklärung ist ein wichtiger Bestandteil des deutschen Einsatzes in Afghanistan. Die Drohnen können bis zu 72 Stunden in der Luft bleiben und ohne Risiko für die Soldaten beobachten, was am Boden vor sich geht. Das dies essentiell ist, sieht man an der prekären Sicherheitslage im Norden Afghanistans. Regelmäßig ist die afghanische Armee in Kämpfe verwickelt und angewiesen auf zuverlässige Informationen.

Bei seinem Besuch des afghanischen Geschwaders testet General Gerhartz einen der afghanischen Hubschrauber. (Quelle: Luftwaffe/Manuel Leder)

Trainieren, unterstützen und beraten, dass sind die Kernaufgaben der Mission Resolut Support. In diesem Rahmen übernimmt die Luftwaffe, als dritte Säule ihres Einsatzes, die Beratung der neu aufgestellten afghanischen Luftwaffe in Mazar-E Sharif.

Vier Berater sollen in unterschiedlichen Bereichen wie Luftoperationen, Personalangelegenheiten, Logistik sowie Informationstechnik den Afghanen unter die Arme greifen.

Zum Schluss seines Besuches stand der Luftwaffeninspekteur auch Radio Andernach für ein Interview zur Verfügung. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Autor: Matthias Boehnke

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