Bei der multinationalen Übung Arctic Challenge 2019 werden viele verschiedene Szenarien geflogen. Egal ob air-to-air oder air-to-ground, ohne die “fliegende Tankstelle”, den Airbus A310 MRTT, würde das nicht funktionieren.
Der Flugtag für die Tankerbesatzung beginnt mit dem Wetter. Aus einem Cloud-Netzwerk erhalten die teilnehmenden Nationen die Informationen für den riesigen Übungsluftraum über Nordskandinavien. Danach folgt das Briefing. Über Liveschaltung sind neben Bodø auch die Luftwaffenbasen in Schweden und Finnland aufgeschaltet. Die neun NATO-Teilnehmer starten außerdem von Luleå in Schweden sowie aus Rovaniemi in Finnland. Auch für diese Jets wird der Tanker heute zur Verfügung stehen.
Im Briefingraum auf der Airbase in Bodø sitzen Teilnehmer aus Finnland, Schweden, den Vereinigten Staaten, Frankreich, Deutschland und Norwegen. Die verschiedenen Szenarien, wie Luftkampf, Luftnahunterstützung oder Geleitschutz werden besprochen. Aber es kommen auch Sicherheitsaspekte zur Sprache, die in bestimmten Situationen bestimmte Verhaltensweisen fordern.
Der MRTT geht immer als Erstes in das Übungsgebiet
Nach der Übernahme des A310 Multi-Role-Transport-Tankers, kurz MRTT, von den Warten der Flugbereitschaft BMVg schließt der Air Refueling Officer ARO Hauptmann Alexander L. die Tür. Die übrigen Crewmitglieder um Kommandant Oberstleutnant Christian K. und Co-Pilot Hauptmann Michael D. führen im Cockpit die Checks durch. Der Tanker wird als Erstes ins Übungsgebiet geschickt. Er rollt auf die Startbahn und hebt kurz danach ab.
Nach ein paar Minuten in der Luft wird der Autopilot eingeschaltet. Die Crew ist absolut gelassen, es ist Zeit für etwas Smalltalk auf dem Weg zur Air-to-Air Refueling Area. Der Kommandant nutzt die Zeit und bespricht mit dem Co-Piloten sowie dem ARO die zu erwartenden Luftbetankungen, während die Drei die Instrumente im Cockpit konzentriert im Auge behalten.
Die „fliegende Tankstelle“ für alle Nationen
Nun meldet sich eine Formation finnischer F-18-Hornet zum Betanken. Schlagartig ist volle Aufmerksamkeit gefordert. Der Co-Pilot Michael D. erklärt: „Die F-18 hat einen hohen Flow. Sie kann sehr schnell Sprit aufnehmen und ist nach wenigen Minuten vollgetankt. Das kann bei anderen Fightern schon mal zehn Minuten dauern.“ Bei einer Flughöhe von 22.000 Feet reduziert der Kommandant Christian K. die Geschwindigkeit des Airbus auf 280 Knoten, knapp 500 Stundenkilometer. Jetzt dockt die F-18 am Basket des Tankers an. Nach fünf Minuten ist die F-18 vollgetankt und verlässt den Tanker Richtung Übungsflugraum.
Weitere Maschinen platzieren sich hinter dem Airbus, der früher für Lufthansa geflogen ist. Nach dem Betanken meint Kommandant Oberstleutnant Christian K.: „Reine Passagierflüge sind nichts Besonderes, quasi Routine. Aber Luftbetankungen sind immer wieder eine Herausforderung!“.
Großartige Landschaften im Landeanflug
Die 40 Jets, die nach dem Tanker gestartet sind, kehren nun wieder zur Airbase Bodø zurück. Der Tanker darf als letzte Maschine landen. Das typische Schicksal einer Tankerbesatzung: „First in – last out, so ist es immer“, meint der ARO Hauptmann Alexander L.
Autor: Harald Graf