Luftkampftraining über dem Mittelmeer

Von wegen „La Dolce Vita“ auf Sardinien, für das Taktische Luftwaffengeschwader 74 blieb nur wenig Zeit für das italienische Lebensgefühl. Erstmalig verlegte der bayerische Luftwaffenverband gemeinsam mit dem österreichischen Überwachungsgeschwader aus Zeltweg nach Decimomannu. Für rund 180 bayerische und 135 österreichische Soldaten der beiden Eurofighter-Verbände stand dort in den vergangenen 20 Tagen Luftkampftrainings in komplexen Szenarien auf dem Programm. Außerdem galt es für die Besatzungen, die jährliche Waffenqualifikation mit der Bordkanone des Deltaflüglers zu erfüllen. Der Juli ist einer der heißesten Monate auf Sardinien und bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius hatten nicht nur die Flugzeuge einige Hitzetests zu bestehen. Auch für die Soldaten waren die Temperaturen eine besondere Herausforderung und Belastung.

 

Auf der Grundlage eines Vertrages wurde in den vergangenen Jahren das österreichische Eurofighter-Personal in Deutschland ausgebildet. Mittlerweile sind die in Nachbarschaft gelegenen Verbände in Neuburg und in Zeltweg soweit aufgewachsen, dass zwischen ihnen auch eine enge operationelle Zusammenarbeit erfolgen kann. Ein erster Schritt dazu war nun die gemeinsame Verlegung zum deutschen Luftwaffenstützpunkt Decimomannu auf Sardinien.

 

Zwei Länder, elf Jets
Mit fünf Eurofightern waren die Österreicher nach Decimomannu gekommen, die Neuburger waren mit sechs Jets angereist. Neben den fliegerischen Übungen stand auch die Anpassung von Standards und Verfahren im Fokus. „Die Zusammenarbeit hätte nicht besser laufen können“, berichtet der technische Kommandoführer, Major Florian Gonsior, und führt den gegenseitigen Austausch von Ersatzteilen für das Kampfflugzeug an. Damit konnte ein hoher Klarstand der Flugzeuge sichergestellt werden und es kam nur zu ganz geringen Flugausfällen aufgrund kleiner Reparaturen.

 

Optimale Voraussetzungen
Von den idealen Bedingungen auf Sardinien für das Luftkampftraining und das Bordkanonenschießen schwärmt ein österreichischer Offizier. „Einen großen Vorteil bildet neben den Wetterbedingungen der zur Verfügung stehende Luftraum und dessen Regularien“, so Oberst Doro Kovacs. „Das gemeinsame Kommando mit den Neuburgern hat sehr viele positive und nachhaltige Ergebnisse geliefert“, zieht er Resümee und regt eine Wiederholung an. Der Neuburger Kommandoführer, Oberstleutnant Dirk Baier, kann sich da nur anschließen: „Auch von unserer Seite ist eine Wiederholung des gemeinsamen Kommandos sehr wünschenswert“. Weiter berichtet der deutsche Eurofighter-Pilot, dass alle gesetzten Ausbildungsziele erfüllt worden seien. „Höchste Priorität hatte die jährliche Waffenqualifikation der Piloten. Aber auch für die Rotten- und Schwarmführerausbildung, für die Weiterentwicklung von taktischen Verfahren und für das Luftkampftraining fanden wir optimale Voraussetzungen vor“, stellt Baier die Vorzüge Decimomannus für die fliegerische Ausbildung heraus.

 

Technische Auswertung der Missionen
Geübt wurde in einem gesperrten Luftraum vor der Südwestküste Sardiniens. Das Übungsgebiet beginnt in 300 Metern Höhe über dem Meer und ist nach oben unbegrenzt. Während der Übungsflüge übermitteln die Jets über spezielle Sensoren alle Flugparameter an eine Bodenstation. Dort werden alle Flugbewegungen aufgezeichnet und zu einem Luftlagebild zusammengefügt. Das komplette Luftlagebild jeder Mission ist abruf- und auf einer Projektionsfläche darstellbar. Bei den Nachbesprechungen mit den Jägerleitoffizieren dient es dann zur Bewertung der angwandten Verfahren. So kann jede Mission im Nachhinein genau ausgewertet und besprochen werden und dient zur Leistungskontrolle und -verbesserung.

Autor: Xaver Habermeier/Luftwaffe
Foto: Xaver Habermeier/Luftwaffe

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