„We are now looking at a great power competition, a competition that is
structural, ideological, inevitable and unbreachable”. Mit diesen Worten
konstatierte Sir Robin Niblett am 03. Juni 2024, dass sich die USA und China
und mit ihnen auch ihre Bündnispartner in einem neuen Kalten Krieg
befänden.
Unter dem Veranstaltungstitel „Sicherheitspolitische Herausforderungen in
einer volatilen Welt“ konnte die IDLw mit Sir Niblett auf ihrer zweiten Berliner
Plattform im Jahr 2024 den ehemaligen Direktor des renommierten Chatham
House Thinktanks willkommen heißen, der als einer der führenden Experten für
die Beziehungen zwischen Europa, den USA und Asien gilt.
Im Anschluss an die IDLw-Mitgliederversammlung verwies der britische
Politikwissenschaftler in seiner Rede darauf, dass „if China becomes as powerful
as America, it offers an entirely different model to the world, of how countries
could be organized. You don´t have to be communist. It is about one party or
single person rule versus the democratic rule of checks and balances.”
Entstehung eines neuen Bündnissystems
Laut Niblett stehe China mit diesem antiwestlichen Staatsverständnis nicht
allein den USA gegenüber, sondern zusammen im Bündnis mit Russland, dem
Iran und Nordkorea. Aus diesem Grund könne China es auch nicht zulassen,
dass Russland den Krieg gegen die Ukraine verliere. Die aktuelle Sicherheitslage
hätte, so Niblett, aber auch die transatlantischen Beziehungen gestärkt und zu
der Entstehung eines atlantisch-pazifischen Bündnisses geführt. Gegen die
Achse Peking-Moskau mit ihren Verbündeten habe sich die atlantisch-pazifische
Partnerschaft in dem G7-Format zusammengefunden und würde sich nun
gegenseitig absichern. Während Japan und Australien beispielsweise die
Ukraine in ihrem Freiheitskampf gegen Russland unterstützen, müssten sich die
Europäer laut Niblett auch im Pazifik engagieren, um den amerikanischen
Schutz gegenüber Russland in Europa weiterhin sicherzustellen.
Das Risiko des neuen Kalten Krieges bestehe für Niblett darin: „that right now,
we didn´t had our Cuban Missile Crisis. There are no boundaries. There is a risk
that we as American partners might be pulled into such a conflict.”
Europa muss mehr für seine Sicherheit leisten
Für den Briten steht fest, dass wir als Europäer mehr in unsere Sicherheit
investieren müssen, wenn wir wollen, dass die Amerikaner ein verlässlicher
Verbündeter bleiben. Vor diesem Hintergrund sei das Überleben der Ukraine
vor allem unsere Verantwortung, was angesichts der Stärke der europäischen
Wirtschaftskraft gegenüber Russland insbesondere eine Frage des politischen
Willens sei.
Mit Blick auf die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl und Europas Rolle im
Bündnis schloss Sir Niblett: „We need to invest in Biden, but be prepared for
Trump.”
Autor: Cedric Kortenbruck
Bilder: Bundeswehr/Luftwaffe