Für den einen ist der „Black Friday“ ein Tag der Schnäppchen, für Nico Laduch ist es der Tag, an dem er durch seinen Mut womöglich Leben rettete.
Hauptgefreiter Nico Laduch ist 21 Jahre alt und Flugbetriebssoldat im Taktischen Luftwaffengeschwader 51 in Jagel. Wie jeden Freitag fuhr er auch am 29.November des vergangenen Jahres mit dem Zug nach Hause – am Black Friday.
Um 18 Uhr setzte er in seiner Heimat Leipzig den Fuß auf den Bahnsteig. Seine Freundin holte ihn ab. Typisch für den Tag der Schnäppchen: „Komm, lass uns nach einer Jacke für dich gucken gehen“, sagte Laduchs Freundin.
Auf der Suche nach einem Fluchtwagen
Auf dem Weg in die Stadt sah das junge Pärchen zwei Männer, die auf der Straße in Streit geraten waren. Es ging um ein Auto und darum, dass der Fahrer aussteigen solle. Einer der streitenden Männer rannte dann zu einem gegenüberliegenden Lieferwagen und geriet mit dem nächsten Fahrer in Streit. Danach war Nico Laduch die undurchsichtige Situation klar – der streitende Mann suchte ein Fluchtauto! Der Fahrer des Lieferwagens ließ sich von der Person nicht beeindrucken und blieb auf seinem Sitz sitzen.
Als der offenbar Flüchtende dann aber ein Auto öffnete, ein Kind von dem Beifahrersitz auf die Straße zog und die Fahrerin, Mutter des Kindes, aufforderte zu fahren, griff Laduch ein. Er rannte auf den Mann zu – dieser flüchtete und zwar über die vielbefahrene Ringstraße in Leipzig. Laduch verfolgte ihn. „Ich dachte in dem Moment nicht nach. Ich habe einfach nur gehandelt“, sagt er. Der flüchtende Mann stürmte in das gegenüberliegende Inter City Hotel.
„Er stahl in der Hotelküche ein Messer“
Was dann passierte, war für Nico Laduch und seine Freundin wie im Film. „Als ich die Lobby des Hotels betrat, stand da dieser Mann und hielt einer Angestellten ein Küchenmesser an den Hals. Er hatte eine Geisel!“ Alle Anwesenden blieben ruhig. Der Flüchtende verlangte ein Auto. Ein weiterer Mitarbeiter drückte den Panikknopf des Hotels.
„Er war verzweifelt – eben auf der Flucht“
Zwei Minuten später traf die Polizei ein. Die Beamten hatten die Situation kurze Zeit später im Griff, die Gefahr war gebannt. Nico Laduch und seine Freundin konnten endlich aufatmen. Der Mann wurde festgenommen.
Hauptgefreiter Laduch und seine Freundin wurden vom Polizeipräsidenten in Leipzig kurz nach Weihnachten für ihre beispielhafte Tat geehrt. Im Taktischen Luftwaffengeschwader erhielt Laduch für seine vorbildliche Einzeltat am 20.Mai das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Silber. Für den jungen Soldaten, der aktuell die Jetpiloten zu ihren Flugzeugen chauffiert, war eine Sache ganz besonders erschreckend. Er sagt: „Es war offensichtlich, dass da etwas nicht stimmt, aber uns, meiner Freundin und mir, half nur ein einziger weiterer Passant.“
Trotz der Angst – Er würde es immer wieder tun
Für Hauptgefreiten Laduch endete der Abend des 29. November nach der Vernehmung durch die Polizei gegen Mitternacht im Bett. Die Jacke, die in der Stadt an diesem Tag keiner mehr kaufen wollte, bestellten Nico Laduch und seine Freundin schließlich im Internet. Und so kam er an diesem schwarzen Freitag doch noch zu seinem „Black Friday“-Schnäppchen.
Autor: Sandra Süßmuth