Flugbereitschaft BMVg – die etwas andere Fluggesellschaft. VIP-Flugzeuge und -Hubschrauber der Flugbereitschaft BMVg sind an 365 Tagen im Jahr im Einsatz. Sie bieten sicheren und pünktlichen Transferservice in alle Länder dieser Welt. Allein im letzten Jahr schlugen über 950 Reisen ins In- und Ausland zu Buche. Eine gute Gelegenheit, einmal hinter die Kulissen einer etwas anderen Fluggesellschaft zu blicken: der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung.
1957 wurde die Flugbereitschaft BMVg in Köln-Wahn aufgestellt. Drei amerikanische Douglas DC-3 Dakota und zwei Pembroke CMK 54 bildeten damals den Anfangsbestand. Über die Jahre hinweg wuchs der Verband kontinuierlich zum Luftwaffengeschwader auf. Zehn Jahre später waren mit vier Langstreckenmaschinen vom Typ Boeing B707-307C erstmals Direktflüge über große Distanzen und somit auch regelmäßige Transatlantikflüge möglich. Seither sind die Flugzeugbesatzungen für das Bundespräsidialamt, die Bundesregierung, das Bundeskanzleramt und das Parlament im Einsatz. Doch auch Truppen- und Materialtransporte und Hilfsflüge bei Katastrophen stehen regelmäßig im Flugplan.
Flotte im Corporate Design
Derzeit betreibt die Flugbereitschaft BMVg acht Flugzeuge und drei Hubschrauber für den politisch/parlamentarischen Bereich. Am Flughafen Köln-Wahn stehen zwei Großraumflugzeuge Airbus A340-300 für Delegationsgrößen mit bis zu 128 Fluggästen zur Verfügung. Zwei kleinere Airbus A319 Corporate Jetliner mit bis zu 44 Sitzplätzen schließen die Lücke zu den kleineren Typen Bombardier Global 5000. Mit diesen mit bis zu 13 Sitzplätzen ausgerüsteten Maschinen sind beispielsweise Neu Delhi oder Washington nonstop erreichbar. Eine funktionale Innenraumaufteilung und -gestaltung bietet parlamentarischen und politischen Gästen auch im Flug die Gelegenheit, ihrer Arbeit nachzugehen. Drei Hubschrauber Airbus Helicopters AS 532 „Cougar“ sind am Flughafen Berlin-Tegel stationiert und verfügen über bis zu 17 Sitzplätze. Ausgestattet mit vier VIP-Sitzen, Cateringbereich und Waschraum, komplettieren sie die Flotte der Flugbereitschaft BMVg. Sie sind regelmäßiges Transportmittel, beispielsweise im Kurzstreckenbereich für das Kanzleramt und das Verteidigungsministerium.
Technisch-logistische Betreuung mit Industrieunterstützung
Bei der technisch-logistischen Betreuung dieser komplexen Flotte verfolgt die Luftwaffe einen komplementären Ansatz. Routinewartungs- und kleinere Instandhaltungsarbeiten, die sogenannte Line Maintenance, werden vom eigenen Personal erledigt. Größere Inspektionen und tiefergehende Instandhaltungsarbeiten, beispielsweise ein Triebwerkswechsel, werden von der Betreuungsindustrie übernommen. Hierzu wird das technische Personal der Flugbereitschaft BMVg über viele Jahre hinweg qualifiziert und spezialisiert – auch an den Lehreinrichtungen der zivilen Luftfahrtindustrie. Dadurch sind die Techniker in der Lage, im weltweiten Einsatz schnelle, kompetente und qualitativ hochwertige Arbeit am Luftfahrzeug zu leisten und es wieder „flott“ zu machen, wenn es erforderlich sein sollte.
In der Zusammenarbeit mit der Industrie wurden vertragliche Vereinbarungen getroffen, die eine jederzeitige Betreuung und den Rückgriff auf technisch-logistische Industrieressourcen ermöglichen. Genauso gehört hierzu die weltweite Versorgung mit Ersatzteilen, wenn auf Reisen welche benötigt werden sollten. Hierdurch ist die Betreuung der „weißen Flotte“ in jeder Hinsicht mit namhaften Fluglinien vergleichbar und geht bisweilen sogar noch darüber hinaus. Immer im Vordergrund steht dabei die Flugsicherheit und damit verbunden die Sicherheit der VIPs und aller Beteiligten.
Im Dauereinsatz
Hubschrauber und Flugzeuge der Flugbereitschaft BMVg sind an 365 Tagen im Jahr im Einsatz. Allein im vergangenen Jahr schlugen über 950 Reisen mit über 2.000 Flugbewegungen ins In- und Ausland zu Buche. Fast jeder vierte Flug war für politische Dienstreisen angefordert worden. Die „Theodor Heuss“ und die „Konrad Adenauer“ – die beiden Airbus A340-300 – brachen dabei zu mehr als hundert Flügen mit Bundeskanzlerin, Außenminister und anderen Vertretern der Bundesregierung auf. Mehr als doppelt so häufig wie die A340- und die A319-Flieger waren die Geschäftsreiseflugzeuge Global 5000 unterwegs. Die vier zuverlässigen, zweistrahligen Kanadier kamen auf nahezu 600 Starts im Jahr. Zusammengerechnet flog die elf-teilige Flotte über eine Million Kilometer; dies entspricht mehreren Dutzend Erdumrundungen.
Trotz dieses hohen Flugaufkommens mussten lediglich wenige Male Flüge aufgrund von unvorhersehbaren Umständen verschoben oder ganz abgesagt werden. „Hochgestellte Persönlichkeiten, die von Verspätungen oder Flugausfällen betroffen waren, zeigten trotz allem großes Verständnis – auch weil sie sich über die hohen Sicherheitsanforderungen bewusst sind. Das wird in Dankesschreiben an uns sehr deutlich zum Ausdruck gebracht“, kommentiert Oberstabsfeldwebel Roland M., Chef de Cabine auf der A340 und der A319, die gelegentlich auftretenden Schwierigkeiten.
Nicht immer nimmt ausschließlich Politprominenz auf den Stühlen der Maschinen mit der schwarz-rot-goldenen Bauchbinde Platz: Ein berühmter Besucher an Bord der weißen Flotte war beispielsweise Papst Benedikt XVI. Im Jahr 2011 flog das Oberhaupt der katholischen Kirche während seines Deutschlandbesuches von Berlin nach Erfurt – in einem Airbus A340-300 der Flugbereitschaft BMVg.
Autor: Michael Sprengard/Luftwaffe