Aufklärung über der Wüste

Aufklärung über der Wüste

Nun auch in Afrika. Seit Anfang November 2016 setzt die Luftwaffe das unbemannte Flugzeug Heron1 in Mali ein. Damit stellt Bundeswehr diese Fähigkeit den Vereinten Nationen im Rahmen der Mission MINUSMA zur Verfügung. So können deutlich länger und auch wesentlich größere Gebiete aufgeklärt werden, als mit den bisher eingesetzten Mitteln.

Die Heron beim Start zum ersten operationellen Flug in Mali. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

In einem Land, in dem es kaum geteerte Straßen, kaum Infrastruktur, dafür aber Korruption und ein für den Laien undurchsichtiges politisches System gibt, wird die Logistik zu einer Herausforderung. Die Luftwaffe stellt ein hochmodernes System zur Verfügung – und rings herum ist Wüste. Alles muss in das westafrikanische Land gebracht werden – ob es geschützte und klimatisierte Arbeitsbereiche sind oder auch das Benzin für den Antrieb der Heron 1. Bei teilweise über 50 Grad eine Herausforderung für alle Beteiligten.

Mit einer Antonov AN-32 kommt das wichtige Flugbenzin für die Heron. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Das Flugbenzin macht Probleme

Der Staffelkapitän Heron 1, Oberstleutnant Richard S., berichtet über ein Beispiel: „Das Flugbenzin muss kühl gelagert werden. Sonst passiert das, was wir hier erlebt haben. Die Fässer mit Sprit kommen aufgebläht hier an. Benzin gast bei der Hitze natürlich aus.“ Nicht nur, dass das Benzin so nicht zu gebrauchen ist, es ist auch gefährlich. Dazu kommt, dass Heron nicht einfaches Flugbenzin „von der Stange“ benötigt, sondern AVGAS 100LL. Es beinhaltet unter anderem einen Zusatzstoff, damit der Antrieb, insbesondere der Vergaser, auch in den Höhen in denen Heron fliegt, keine Vereisungsprobleme bekommt. Und so muss der Nachschub aus Bamako, der Hauptstadt Malis, eingeflogen werden und die Benzinfässer müssen sofort in eine eigens aufgebaute Kühlung gebracht werden.

Das Flugbenzin AVGAS 100 LL muss bei bestimmten Temperaturen gelagert werden. In Mali kann das nur in einem klimatisierten Container erreicht werden. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Faszinierendes Technikwunder

Heron 1 ist mit moderner Technik, wie hochauflösenden, schwenkbaren Infrarot- und elektro-optischen Videokameras, ausgerüstet. Damit kann das System gestochen scharfe Bilder liefern – und das aus zehn Kilometern Höhe. Gesteuert wird das Flugzeug über eine bodengestützte Datenverbindung oder über eine Satellitenverbindung. Bei der Steuerung über Radar muss möglichst immer eine direkte Verbindung zum Flieger bestehen – also dürfen keine Berge oder ähnliche Hindernisse dazwischen sein. Oder man fliegt die Heron 1 über eine Satellitenverbindung. Oberstleutnant Richard S. ist in Sachen Heron der Experte der Luftwaffe und begleitete sowohl die Ausbildung des Personals, als auch nun den ersten Einsatz in Mali: „Es war eine große Kraftanstrengung für uns, diese effektive Luftaufklärung in Mali aufzubauen.“ Die luftgestützte Aufklärungskompetenz der Luftwaffe ist hauptsächlich im Taktischen Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ im schleswig-holsteinischen Jagel gebündelt. Dazu gehören sowohl die Aufklärungstornados, die derzeit in Incirlik im Einsatz sind, als auch die Heron 1. Mit nunmehr drei Einsatzländern: Afghanistan (Resolute Support), Türkei (Counter Daesh) und jetzt auch Mali (MINUSMA) kommt das Geschwader an seine Grenzen. „Für die Einsätze benötigen wir Spezialisten, nicht nur die Bediener des Systems, auch Luftbildauswerter und Techniker wachsen nicht an jedem Baum“, erläutert Oberstleutnant S.

Die hochauflösende Kamera der Heron liefert Aufklärungsbilder aus großen Höhen. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Die ersten Ergebnisse zeigen, dass sich der Aufwand lohnt. In nahezu Echtzeit können Szenen und Objekte am Boden beobachtet und ausgewertet werden, die sonst für die UN in dem schwer zugänglichen Gebiet zwischen Wüste und Savanne unbekannt blieben. Noch ist die Fähigkeit neu in Afrika und so gilt es, den Aufbau weiter voran zu treiben. Auch die Satellitenverbindung steht derzeit noch nicht. Sie fehlt für die Steuerung der Heron 1 in großen Entfernungen sowie für die Übermittlung der Aufklärungsdaten nach Deutschland und wieder zurück. Denn die Produkte für die UN sollen zukünftig in der Heimat aufbereitet und dann nach Mali geschickt werden. Eine der Maßnahmen, um das Personal des Geschwaders zu entlasten.

Beim Steuern der Heron braucht man neben Fingerspitzengefühl auch räumliches Vorstellungsvermögen. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Teamarbeit mit Augen am Himmel

Die Crew des Fliegers muss aber vor Ort sein. Heron wird durch ein Zwei-Mann-Team bedient: Ganz ähnlich wie im Tornado, nur eben nicht in einem Flugzeug, sondern vom Boden aus. In einer sogenannten „Advanced Ground Control Station“ sitzt neben dem Piloten der Sensorbediener. In einer Flughöhe von bis zu 10.000 Metern bewegt sich das unbemannte Luftfahrzeug mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200 Stundenkilometern und kann je nach Ausstattung bis zu 27 Stunden in der Luft bleiben. So kann Heron für Stunden über einem definierten Aufklärungsgebiet kreisen oder aber Objekte (wie etwa Fahrzeuge) oder Menschen beobachten. Eine entscheidende Fähigkeit in Gebieten nahe oder in der Wüste, in denen eine andere Aufklärung fast unmöglich ist.

Pilot und Sensorbediener in der „Advanced Ground Control Station“ während des Fluges der Heron. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Autor: Matthias Boehnke/Luftwaffe

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