Die dritte Dimension – Luftwaffe bringt Piloten-Nachwuchs schneller ins Cockpit

Die dritte Dimension – Luftwaffe bringt Piloten-Nachwuchs schneller ins Cockpit

„We’re having few rain and mist, …and the topic of the day is a turning flight.” Das Wetterbriefing und die zentrale Herausforderung des Flugtages kommen bereits im breiten Pilotenenglisch über die Lippen. Fahnenjunker Jonas Kleeberg steht gelassen vor der Tafel. In den Bänken 13 konzentrierte Kameraden in Fliegerkombis. Der neue Piloten-Jahrgang für die Luftwaffe. Heute im Trainingszentrum des Segelflugplatzes Oerlinghausen. Das Besondere: es sind die ersten Piloten, die neben ihrer praktischen Ausbildung ein spezielles Studium absolvieren. In vier Jahren werden sie mit einem Bachelor-Abschluss im Cockpit sitzen.
Auf dem Programm steht vor allem Teamwork

Der Teutoburger Wald zeigt sich wieder in seiner typisch diesigen Wetterlaune, als die Segelflugzeuge aus den Hangars rollen. Jeder der Jungs packt mit an. In den zwei Wochen Segelflugausbildung in Oerlinghausen ist nicht nur Theorie und Praxis angesagt, sondern vor allem Teamarbeit. Das Segelfliegen mit Lizenzziel gibt es zum ersten Mal für einen derartigen Ausbildungsjahrgang: „Unsere „Rookies“ – das sind hier die Frischlinge – sind heiß auf ihre ersten Flugerfahrungen. Und hier erleben sie nach viel Theorie zum ersten Mal die dritte Dimension“, so Oberstleutnant Andreas Paulick. „Bei der bisherigen Ausbildung kamen die Jungs viel zu spät mit dem Fliegen in Berührung.“ Der 41-Jährige ist Chef der 9. Inspektion an der Offizierschule der Luftwaffe. Früher war er selber im Tornado als Pilot und Fluglehrer weltweit im Einsatz. Jetzt ist er für die vorfliegerische Ausbildung des Nachwuchses verantwortlich. Und dieser Pilotennachwuchs muss jetzt bis zum Ende des Studiums auch eine Segelfluglizenz erwerben.

 

„Ich möchte selber Verantwortung übernehmen“

Fahnenjunker Niklas Doré ist den anderen Kursteilnehmern schon einen Schritt voraus. Der 19-Jährige ist seit seinem 16. Lebensjahr Segelflieger. Nach dem Kinofilm „Top Gun“ mit Tom Cruise war dann klar, dass er als Pilot zur Luftwaffe geht. Der technikbegeisterte Fahnenjunker aus Fulda möchte Transportpilot werden. Für den A400M zum Beispiel. „Im Transporter sieht man mehr von der Welt als im Jet“, sagt er gelassen. „Außerdem arbeite ich lieber im Team als alleine.“ Zusammen mit seinem Piloten-Schulbank-Kameraden Kleeberg schiebt er das 350 Kilo schwere Segelflugzeug an den Start. Kleeberg, am anderen Ende der 17 Meter langen Tragfläche, will Jet-Pilot werden. Der junge Mann aus Dorsten hat sich schon vor dem Abitur bei der Luftwaffe beworben. Vielleicht gehört er in vier Jahren zu den zwei Prozent der Bewerber, die es tatsächlich als Pilot ins Jet-Cockpit schaffen. Warum gerade Jet? „Ich wollte keine Busse fliegen. Ich möchte alleine Entscheidungen treffen und selber Verantwortung übernehmen“, sagt Jonas Kleeberg bestimmt.

 

Erster Studiengang für Piloten

Die jungen Männer auf dem Segelflugplatz haben bereits ihre Grund- und Offizierausbildung hinter sich. Hinzu kommen Fliegertheorie, Luftfahrtenglisch oder Vorbereitungslehrgänge für die Fachausbildung an der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck. Die praktische Ausbildung für Transportpiloten liegt bei durchschnittlich 23, die für Jet-Piloten bei 13 Monaten. Doch die bisherigen Studiengänge dauern der Luftwaffe zu lange. Ein deutscher Pilot kommt im Schnitt zwei Jahre später ins Cockpit als seine NATO-Kameraden. Deshalb wird ab sofort das duale Bachelor-Studium „Aeronautical Engineering“ an der Universität der Bundeswehr in München angeboten. Treibende Kraft war der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner. Der Studiengang kombiniert Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften mit der Pilotenausbildung. In Zukunft ist der Nachwuchs dann rund drei Semester früher fertig und kann in den fliegerischen Dienst. „Außerdem habe ich dann ein solides Studium, mit dem ich später auch locker einen Job in der Wirtschaft finden könnte“, so Jonas Kleeberg.

 

„Wir formen Persönlichkeiten“

Der Nebel auf dem Segelflugplatz Oerlinghausen hat sich mittlerweile aufgelöst. Die jungen Männer in ihren olivgrünen Fliegerkombis trainieren inzwischen Notfallmanöver wie einen Seilriss beim Windenstart. Selbst „Seesternchen“ Maximilian Liephold ist fest in das Team integriert. Die Offizierschule der Luftwaffe bildet auch Marineflieger aus. Was einen guten Piloten ausmacht? Oberstleutnant Andreas Paulick denkt nur kurz nach. „Ein Pilot muss ein guter Systemmanager sein, multitaskingfähig, stressresistent und entscheidungsfreudig. Gut Fliegen zu können, das reicht heute schon lange nicht mehr.“ Pro Jahr hat seine Inspektion bislang 50 junge Menschen ausgebildet. Er selber ist seit 21 Jahren bei der Bundeswehr. Warum ihm die Ausbildung immer noch Spaß macht? „Es ist einfach schön, mit jungen Leuten zu arbeiten und zu beobachten, was aus ihnen wird. Obwohl sie jung sind, haben sie klare Ziele. Ich bekomme jeden Tag ein direktes Feedback. Sie kommen als „Fußgänger“ und fliegen irgendwann perfekt in Formation. Wir formen Persönlichkeiten. Und die brauchen wir in der Luftwaffe.“

 

Autor: Ute Birgit Kindle/Luftwaffe

Foto: Kevin Schrief/Luftwaffe

[cq_vc_cqcarousel displaystyle=“gallery“ images=“4709,4710,4711,4712,4713,4714,4715,4716,4717,4718,4719,4720,4721″ slidestoshow=“5″ thumbstoshow=“7″ thumbwidth1=“320″ thumbheight1=“200″ thumbwidth2=“120″ thumbheight2=“80″ onclick=“lightbox“ customlinktarget=“_self“ dots=“yes“ arrows=“yes“ largeimagearrows=“yes“ autoplay=“no“ autoplayspeed=“4000″]
div#stuning-header .dfd-stuning-header-bg-container {background-size: initial;background-position: top center;background-attachment: initial;background-repeat: initial;}#stuning-header div.page-title-inner {min-height: 650px;}
X
X