Anlässlich des 100. Todestages von Hauptmann Oswald Boelcke wurde in Nordfrankreich im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum Ersten Weltkrieg den frühen Pionieren der Militärluftfahrt gedacht. Mehr als 500 Menschen hatten sich auf dem Rathausplatz der nordfranzösischen Kleinstadt Bapaume versammelt. Neben den Opfern des Ersten Weltkrieges wurde den Pionieren der damals noch jungen Militärluftfahrt gedacht. Denn genau 100 Jahre zuvor war Hauptmann Oswald Boelcke als Führer der Jagdstaffel 2 tödlich verunglückt. Nur wenige Kilometer von Bapaume entfernt, ist er mit seinem Doppeldecker von Typ Albatros D.II mit einem Staffelkameraden zusammengestoßen.
Zu diesem Zeitpunkt war er der erfolgreichste deutsche Jagdpilot mit insgesamt 40 bestätigten Abschüssen. Erst später wurde er vom „Roten Baron“, wie Rittmeister Manfred von Richthofen auch genannt wird, verdrängt. Aber nicht die Zahl seiner Abschüsse als vielmehr sein Umgang mit dem neuen Medium der Kriegsführung, dem Luftkampf, verleihen ihm seine historische Bedeutung am Anfang der rasanten Entwicklung der Militärluftfahrt im 20.Jahrhundert bis hinein in die heutige Zeit. Als Erster schrieb er in seiner „Dicta Boelcke“ Regeln zu Luftkampftaktiken nieder, die im Kern auch heute noch ihre Gültigkeit besitzen.
Ritter der Lüfte
Gastgeber der Gedenkveranstaltung, Jean-Jacques Cottel, Bürgermeister von Bapaume und Abgeordneter der französischen Nationalversammlung eröffnete die Veranstaltung. In seiner Ansprache erinnerte er an das Schicksal von Oswald Boelcke. Aber auch an den frühen Tod des französischen Fliegerasses George Guynemer und des Briten Lanoe Hawker, der nur kurz nach Oswald Boelcke bei Bapaume in seinem Flugzeug verunglückte, wurde gedacht. Ehrenhaftigkeit und Pflichtbewusstsein, so Cottel, seien Kennzeichen ihres Handels gewesen. Obwohl sie sich im Krieg als Feinde gegenüberstanden, hätten sie die Achtung für den Gegner und die Zivilbevölkerung nie verloren. Mit einer Geste des Friedens und der Brüderlichkeit wolle man mit einem Gedenkstein für Oswald Boelcke aller gefallenen Flieger und der Opfer des Krieges gedenken. Besonders freue er sich über die Einbindung von Schülern aus Frankreich und Deutschland in das Projekt zur Erinnerungskultur. Damit könne die Botschaft der Versöhnung und die Mahnung zum Frieden für die zukünftigen Generationen weiter gefestigt werden.
Feierliches Gedenken
Von deutscher Seite aus waren eine kleine Abordnung des TaktLwG 31 „Boelcke“ aus Nörvenich unter Leitung des Kommodores Oberst Stefan Kleinheyer und Vertreter der Traditionsgemeinschaft Boelcke bei der Gedenkfeier dabei. Ebenfalls angereist waren auch der Luftwaffenattaché und der stellvertretende Verteidigungsattaché von der Deutschen Botschaft in Paris, die bei der Vorbereitung der Gedenkveranstaltung wertvolle Dienste geleistet hatten. Weitere internationale Gäste waren der Bürgermeister der deutschen Partnerstadt Moers, Christoph Fleischhauer, Reservisten der Reservistenkameradschaft Moers und eine Abordnung der Royal Air Force aus Großbritannien. Zum feierlichen Rahmen der Gedenkveranstaltung trug das Luftwaffenmusikkorps 3 aus Münster bei, das den anlässlich des 100. Todestages komponierten „Boelcke-Marsch“ erstmals in der internationalen Öffentlichkeit spielte.
Alte Taktiken gelten noch heute
Hauptmann Niko B., Eurofighter Pilot beim TaktLwG 31“Boelcke“, erzählte: „Natürlich war mir der Name Boelcke schon mal aufgefallen, als ich zur Luftwaffe kam, aber das meiste hatte ich immer über den „Roten Baron“ Manfred von Richthofen gehört. Als ich vor zwei Jahren zum TaktLwG 31 „Boelcke“ versetzt wurde, erfuhr ich dann viel mehr über Boelcke. Dass er beispielsweise Lehrmeister von Manfred von Richthofen war, wissen die Wenigsten“, sagte Hauptmann B. und fuhr fort: „Darüber hinaus war Boelcke als Mensch bei Freund und Feind gleichermaßen geachtet. Einem kleinen französischen Jungen, der in einen Kanal gefallen war, rettete er vor dem Ertrinken, was ihm die Hochachtung der französischen Zivilbevölkerung einbrachte. Bei dieser doch nicht alltäglichen Gedenkveranstaltung in Frankreich wurden wir sehr freundlich und offenherzig empfangen. Am Ende der Zeremonie gab es sogar noch einen Überflug einer Rafale, die damit einen lautstarken Schlusspunkt unter die Veranstaltung setzte“.
Gelebte Freundschaft
„Noch am Anfang vergangenen Jahres hätten wir es nicht für möglich gehalten, das wir mitten auf dem Rathausplatz von Bapaume stehen würden, um dort einen Gedenkstein für den Namensgeber des Geschwaders einweihen zu dürfen“, unterstrich Oberst Stefan Kleinheyer. „Als wir vor gut einem Jahr erstmals nach Bapaume reisten, war es unsere Absicht, einen bescheidenen Ort ganz in der Nähe der Absturzstelle auf dem Feld zu finden. Dass der Gedenkstein für Oswald Boelcke nun auf dem Rathausplatz von Bapaume steht, erfüllt uns mit Stolz.“
Eurofighter für Oswald Boelcke
Im Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ lebt das Fliegerass noch heute weiter. Anlässlich Boelckes 100. Todestages hat das Geschwader einen Eurofighter mit dem „Spirit of Oswald Boelcke“ sonderlackiert. Auf dem Seitenleitwerk sind ein Portrait von ihm und das Flugzeug mit dem er verunglückte zu sehen. Das Schwert vom Verbandswappen ziert die Unterseite des Jets und auf dem Rücken sind Schriftzeilen der „Dicta Boelcke“ geschrieben. Darin beschrieb Boelcke Luftkampftaktiken, die in Grundzügen noch bis heute gelten.
Autor: Ulrich Metternich/Luftwaffe