Last Call – Abschiedskommando auf Sardinien

Last Call – Abschiedskommando auf Sardinien

Zum letzten Mal verlegt ein Jet-Geschwader der Luftwaffe zum Taktischen Ausbildungskommando der Luftwaffe Italien auf Sardinien. Ende 2016 wird diese Einheit nach 56 Jahren außer Dienst gestellt.

 

Mit 15 Eurofightern und rund 300 Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeitern hat das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ (TaktLwG 31 „B“) aus Nörvenich als letzter Verband der Luftwaffe Ende August für drei Wochen auf die italienische Mittelmeerinsel verlegt. Hinzu kamen noch rund 60 Tonnen Material in 16 Containern, die von Deutschland auf dem Land- und Seeweg zum Aeroporto Militare Decimomannu verschickt wurden, sowie Material, das mit A400M und C-160 Transall per Lufttransport eingeflogen wurde. Nach einem obligatorischen Vorkommando, das seit Mitte August administrative und logistische Vorbereitungen auf der Basis durchführten, wurden die Hauptkontingente an Personal mit Airbus A310 MRTT und A400M bis zum 29. August eingeflogen. Der Übungsflugbetrieb ist bis zur Rückverlegung am 16. September vorgesehen mit täglich bis zu 20 Trainingseinsätzen.

© Luftwaffe/Ulrich Metternich
Wappen für Abschiedskommando des TaktLwG 31“B“.

 

Eine Institution

Deci, wie die Airbase Decimomannu auch kurz genannt wird, ist für Generationen von Aircrews und Technikern ein fester Begriff für intensiven Ausbildungsflugbetrieb auf dem Luft-Boden-Schießplatz Capo Frasca und Luftkampftraining über dem Mittelmeer westlich von Sardinien. Seit 1960 unterhält die Luftwaffe ein ständiges Kommando auf dem italienischen NATO Stützpunkt Decimomannu. Zunächst unter der Bezeichnung Deutsches Luftwaffenübungsplatzkommando Italien laufend wurde es 1983 in Taktisches Ausbildungskommando der Luftwaffe Italien umbenannt.

 

Die ersten Jets vom Typ F-84F Thunderstreak landeten im September 1960. Später war zeitweise auch eine größere Zahl deutscher F-104 Starfighter in Decimomannu stationiert. 1979 wurde die erste Version der ACMI (Air Combat Maneuvering Instrumentation) installiert und 2002 von der AACMI (Autonomous Air Combat Maneuvering Instrumentation) abgelöst. Mit diesem System können alle Flugmanöver mit ihren Parametern in Echtzeit verfolgt und für ein nach dem Flug stattfindendes Debriefing aufgezeichnet werden.

© Luftwaffe/Ulrich Metternich
Briefing einer Trainingsmission.

 

Luftkampf über dem Mittelmeer

„Der Schwerpunkt der geplanten Einsätze liegt beim Luftkampftraining mit einer größeren Anzahl von Luftfahrzeugen und der Ausbildung der Piloten als Formationsführer mit dem Einsatzstatus CR (Combat Ready) “ erzählt Oberstleutnant Georg Hummel (39), der als stellvertretender Kommandeur der Fliegenden Gruppe des TaktLwG 31“B“ vor Ort in Decimomannu auch Kommandoführer des Nörvenicher Kontingents ist und fügt hinzu: „Ich habe mich sehr auf dieses Kommando in Sardinien gefreut, da ich gute Erinnerungen an Deci besitze. Es wurden hier im Kommandoflugbetrieb immer viele qualitativ hochwertige Einsätze geflogen. Durch das Zusammensein im Team und die Konzentration auf den Ausbildungsflugbetrieb, inklusive sorgfältiger Flugvor- und Nachbereitung, entsteht auf Kommandos, wie hier in Deci, ein großer Erfahrungsgewinn. Das werden wir auf dem letzten Kommando beim Taktischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe Italien noch einmal so realisieren.“

 

Die Ausbildung wird dabei unterstützt von den Zieldarstellungsfirmen GFD mit einem Learjet, der als elektronischer Störer fungiert und zwei A-4N Skyhawk der kanadischen Firma Discovery Air Defence, die Schleppziele für das Bordkanonenschießen ziehen können und als Red Air Gegner eingesetzt werden. „Leider ist es uns nicht gelungen, wie in früheren Zeiten, auch andere NATO Partner mit Jets für ein gemeinsames Training in Deci zu gewinnen. Die hohen Einsatzverpflichtungen von Staffeln anderer Nationen ließen dies leider nicht zu.“

© Luftwaffe/Ulrich Metternich
Eurofighter rollt zum Start.

 

Eurofighter als Schattenspender

„Bei Temperaturen von zum Teil über 50 Grad Celsius auf der Ramp, der Abstellfläche der Eurofighter, ist man froh, wenn man sich unter die Jets flüchten kann. Das geht natürlich nur solange die Piloten noch nicht zum Fliegen da sind oder nicht andere Arbeiten erledigt werden müssen“ meint Oberfeldwebel Pascal Missaire (31), luftfahrzeugtechnischer Wart von der Wartungs- und Waffenstaffel des TaktLwG 31“Boelcke“. Er ist zum ersten Mal auf einem Deci-Kommando dabei und ist beindruckt von der Hitze. „Sonnencreme und Mineralwasser sind hier unverzichtbar.“

© Luftwaffe/Ulrich Metternich
Luftfahrzeugtechnischer Wart vor Eurofighter.

 

„Die Arbeitsbelastung durch die Hitze ist sehr groß, aber das ist nicht das Einzige, was anders ist, als zu Hause in Nörvenich“ erklärt Missaire und fährt fort: „Wir haben hier direkten Kontakt zu anderen Teileinheiten des Geschwaders und arbeiten eng zusammen. Dabei kommt echter Teamgeist auf. Das ist wichtig, denn die dicht geparkten Flugzeuge auf der Abstellfläche erfordern hohe Konzentration und Disziplin. Arbeitsabläufe müssen genau befolgt werden. Alle technischen Gerätschaften müssen an ihrem vorbestimmten Platz sein. Da passt jeder auf den anderen auf. Am Wochenende ist man dann froh, wenn man an einem der vielen wunderschönen Strände der Insel ausspannen oder die sardische Küche genießen kann. Auch wenn man die italienische Sprache nicht beherrscht, die Sarden sind freundlich und hilfsbereit. Mit Händen und Füßen kann man sich hier immer verständigen.“

© Luftwaffe/Ulrich Metternich
Pilot kehrt vom ersten Luftkampftraining in Deci zurück.

 
 

Ein Kommando schmiedet zusammen

Kommandoführer OTL Georg Hummel ist überzeugt: „Die Bildung von speziellem Teamgeist auf Kommandos ist ein großes Plus. Vor dem Hintergrund der 2017 anstehenden NATO-Überprüfungen unseres Geschwaders und der zukünftigen Assignierung für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO (NRF-NATO Reponse Force) ab 2018 ist diese Verlegung nach Decimomannu eine gute Übung für die Verlegefähigkeit unseres Verbandes.“

 

Autor: Ulrich Metternich/Luftwaffe

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