Dass Flugzeuge nicht ohne Kerosin fliegen können, wissen wir alle. Mit dem Eurofighter verhält es sich nicht anders. Daher starteten kürzlich sechs Tankfahrzeuge der Bundeswehr auf nach Ämari. Überland ging es über Fassberg an die Küste und von Travemünde auf dem Seeweg nach Estland.
Stabsunteroffizier Mandy Raddatz von der Flugplatzstaffel auf dem Lechfeld freut sich auf die Fahrt nach Travemünde. Sie ist ausgebildete Gefahrgut-Fahrerin und hat in den vergangenen Jahren bereits einige Kilometer auf ihrem „Tanker“ zusammen gebracht, wie sie stolz berichtet. Aber vor einer solchen Strecke in nur zwei Tagen hat sie gehörigen Respekt. Aber sie ist sich sicher, dass sie diese Herausforderung meistern wird. Über 700 Kilometer liegen vor den 13 Soldaten und Arbeitnehmern der Teileinheit POL. Diese ist zuständig für die Lagerung und den Transport von Betriebsstoffen. Am frühen Morgen verlassen die ersten Tankfahrzeuge paarweise im zehn-Minuten-Takt die Basis Zell bei Neuburg. Das heutige Ziel ist der Fliegerhorst in Fassberg. Der Konvoi wird am Folgetag in Travemünde am Verladehafen erwartet. Die Fahrzeuge werden von den Verbänden in Wittmund, Holzdorf und Laupheim, der Flugplatzstaffel auf dem Lechfeld und natürlich dem TaktLwG 74 gestellt.
In den vergangenen Tagen wurden die Fahrzeuge gründlich durchgecheckt, damit sie die lange Fahrt schadlos überstehen. Obwohl die Fahrzeuge kein Kerosin mitführen, gelten sie im ungereinigten Zustand weiterhin als Gefahrgut. Im Tank könnte sich nämlich immer noch eine explosionsfähige Atmosphäre gebildet haben.
In Travemünde angekommen werden vier Kameraden nach Nienburg gebracht, um am nächsten Tag von Wunstorf mit einem A400M nach Ämari geflogen zu werden. Dort werden sie mit der zweiköpfigen Begleitmannschaft der Fähre das erste Kontingent der Teileinheit POL vervollständigen. Die Verladung in Travemünde wird um 18 Uhr beginnen. Hier werden Soldaten der Streitkräftebasis tatkräftig unterstützen, damit der vorgegebene Termin zur Abfahrt des Schiffes um 22 Uhr korrekt eingehalten wird. Die übrigen Neuburger werden am Donnerstag zurückverlegen und sich für die Folgekontigente bereit halten.
Nach Ankunft in Ämari werden die Tankfahrzeuge wieder in Betrieb genommen. Dazu wird der Kerosintank „gespült“, um Verunreinigungen zu vermeiden. Dabei werden Tank und Leitungen mehrfach durchgespült. Nach zwei Stunden nimmt der Betriebsstofffeldwebel eine Probe und analysiert diese direkt vor Ort auf der mobilen Unterschungsausstattung. Hier wird das Verhalten des Kerosins gegenüber Wasser, Wassergehalt, Flammpunkt und Dichte geprüft. Der Sinn dahinter ist es, eine einwandfreie Verbrennung des Kraftstoffes in den Triebwerken des Eurofighters zu gewährleisten und eine Beschädigung der Triebwerke auszuschließen.