Nachtflugausbildung auf dem Eurofighter

Der Flugschüler bekommt die Freigabe des Fluglotsen für den finalen Ausbildungsnachtflug. Innerhalb von Sekunden beschleunigen sein Jet und der des Fluglehrers in einem Abstand von nur 15 Sekunden mit vollem Nachbrenner auf 300 Kilometer pro Stunde. Sie heben ab und erreichen kurze Zeit später ihre Flughöhe von 12 km über dem Nachthimmel von Mecklenburg Vorpommern.

 

Zum ersten Mal alleine in einem Jagdflugzeug
Der Auftrag lautet, südlich von Berlin ein Flugzeug abzufangen und es zu identifizieren. Hier muss der Schüler mit Hilfe seines Bordradars auch in den Wolken seinem Formationsführer und Fluglehrer bis zum Abfangen des Flugziels folgen und selbstständig seine bordeigenen Systeme bedienen, denn er sitzt dabei zum ersten Mal alleine in dem einsitzigen Jagdflugzeug. Die beiden vorhergegangen Nachtflugmissionen wurden in einem Doppelsitzer mit einem Fluglehrer im hinteren Cockpit durchgeführt. Diese doppelsitzigen Trainingsmaschinen werden speziell dafür eingesetzt, um am Anfang einer neuen Ausbildungsphase den Schüler direkt aus dem hinteren Cockpit zu coachen. In diesen beiden ersten Ausbildungsflügen wurden enger Formationsflug in der Dunkelheit, die ersten Nachtlandungen und auch schon einfache Abfangeinsätze geübt. Im engen Verbandsflug muss der Schüler lernen, so dicht an seinem Rottenführer zu fliegen, dass seine bordeigenen Positionslichter das Führungsflugzeug erhellen und er sich so an dessen Tragfläche orientieren kann.

 

Ausbildung für den Alarmrotteneinsatz
Diesen Flügen ging eine fundamentale Simulator-Ausbildung voraus, in der „originalgetreu“ die Missionen vorbereitet und vorgeflogen wurden. Der Eurofighter-Simulator ist ein sogenannter „Dome“, eine Kuppel wie in einem Planetarium, in dem der Schüler Rundumsicht hat und hier auch vernetzt mit anderen Flugzeugen interagieren kann. Ziel ist es den Schüler so optimal auf die unmittelbar bevorstehenden Alarmrotteneinsätze in seinem Verband vorzubereiten, in den er nach bestandener Ausbildung zurückkehrt. Er wird dort im Wechsel mit anderen Piloten 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr in Alarmbereitschaft sein. Nach einer Alarmierung wird er innerhalb von 15 Minuten einen von zwei Eurofightern starten, um „verlorene“ Verkehrsflieger oder unidentifizierte Flugzeuge abzufangen bzw. für unsere Fluglotsen sichtbar zu machen.

 

Den Instrumenten „blind“ vertrauen
Nachts ein einsitziges Jagdflugzeug zu beherrschen erfordert höchste Konzentration und eine genau studierte und trainierte Abfolge von Handgriffen und Verfahren, da im Dunkeln natürlich das Sehvermögen eingeschränkt ist. Diese Routine gilt es in der Ausbildung aufzubauen, um dem Schüler zu zeigen, dass mit Hilfe der bordeigenen Sensorik und dem „Herunterdimmen“ der Instrumentenbeleuchtung des Cockpits es nur zu einer geringen Einschränkung bei Nacht kommt. Dazu gehört, die Schalter und Taster im Cockpit „blind“ zu finden, den Instrumenten zu vertrauen und sich nicht von den eingeschränkten Sinnen täuschen zu lassen. Schnell kann man in einer klaren Nacht Lichter am Boden mit dem Sternenhimmel verwechseln und so die Orientierung verlieren. Allerdings wurde der Flugschüler schon in seiner vorangegangen Instrumentenflugausbildung trainiert und darauf vorbereitet sich innerhalb von Wolken nicht von seinen Sinnen ablenken zu lassen und dem künstlichen Horizont seines Head-Up-Displays zu vertrauen.

 

Nachtflug als elementarer Baustein der Ausbildung
Nur weil fast alle Ausbildungsabschnitte aufeinander aufbauen, ist es dem jungen Flugschüler möglich, die geforderte Leistung zu erbringen und die komplexe Waffensystemausbildung auf dem Eurofighter erfolgreich zu absolvieren. Der Nachtflug ist ein elementarer Baustein dieser umfangreichen Ausbildung.

 

Text: Ulrich Paech/Luftwaffe
Foto: Archiv/Luftwaffe

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