Persistent Presence 2017: Luftraumüberwachung zum Mitnehmen

Über 800 Tonnen Material und knapp 100 Soldaten verlegt der Einsatzführungsbereich 3 nach Lettland. Derzeit steckt der Verband in den Vorbereitungen für „Persistent Presence 2017“ – den Einsatz auf der lettischen Air Base Lielv?rde. An der Außengrenze der NATO leistet der einzige verlegefähige Führungsgefechtsstand der Luftwaffe einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit im baltischen Luftraum.

 

Kaum ist die Entscheidung des Inspekteurs der Luftwaffe gefallen, sind die Vorbereitungen in vollem Gange. Im zweiten Quartal des Jahres wird die Einsatzgruppe Verlegefähig, wie sie im Militärjargon heißt, erneut ihr gesamtes Material verschicken. Noch im April 2017 wird das DCRC, also der verlegefähige Führungsgefechtsstand, in Lettland aufgebaut und in die Luftraumüberwachung der baltischen Staaten eingebunden. Auf der lettischen Air Base in Lielv?rde wird es dann mit etwa 100 Soldaten betrieben.

Bereits 2016 wurden sowohl lettische, als auch estnische Soldaten ausgebildet. Die neuen „Battle Manager“ freuen sich nach Abschluss ihres Lehrgangs. (Quelle: Luftwaffe/Andreas Remmel )

 

Vorab sind jedoch noch viele Absprachen, zum Beispiel mit der NATO oder den baltischen Staaten, zu treffen. Ein wichtiger Faktor für die reibungslose Planung sind die sogenannten „Site Surveys“. Dabei trifft sich das verantwortliche Fachpersonal bereits vorher im Einsatzland. Neben einer gründlichen Erkundung der Stellplätze für die Arbeitscontainer und der technischen Voraussetzungen, werden verschiedene Verträge auf die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Alles, was das DCRC im Einsatz vor Herausforderungen stellen könnte, wird gemeinsam besprochen und gelöst. Eine der größten Aufgaben ist es, die Technik an die Hard- und Software-Schnittstellen anzupassen. Bei jeder neuen Verlegung ändern sich die technischen Gegebenheiten. Obwohl man vielleicht schon dort war, könnten sich Standards oder Softwareversionen geändert haben. Das ist mit dem Ladegerät eines Mobiltelefons vergleichbar, das im Ausland einen anderen Netzstecker benötigt. In den baltischen Staaten wird beispielsweise zurzeit das Funknetzwerk digitalisiert. Neuer Standard soll VoIP, also Voice over Internet Protocol, werden. Sprachübertragung erfolgt dabei über das Internet und nicht über separate Telefonleitungen.

 

Mit Übergepäck ins Baltikum

Um die Einsatzbereitschaft in Lettland herzustellen, werden 75 Seecontainer, 12 Großfahrzeuge, über 50 Kilometer Kabel und jede Menge fleißige Hände gebraucht. Insgesamt gehen über 800 Tonnen auf die Reise. Doch erst wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird das Material innerhalb kürzester Zeit geprüft und verpackt. Allein der Gefechtsstand bringt über 400 Tonnen auf die Waage. Zusätzlich haben die Soldaten des Einsatzführungsbereichs 3 ein eigenes Radargerät mit im Gepäck. Die Datenpakete, die dieses Radar bei jeder Umdrehung sammelt, werden über eine Satellitenverbindung zum DCRC übertragen. Zusammen mit den Daten des BALTNET, dem Radarnetzwerk der drei baltischen Staaten, wird dann das sogenannte Luftlagebild erstellt. Mit dessen Hilfe erhalten militärische Flugzeuge, die durch das DCRC geführt werden, Anweisungen für ihre Flüge im zugewiesenen Luftraum.

 

Auch 2017 bleibt der Auftrag gleich

Bereits im vergangenen Jahr wurde das gesamte DCRC von Juli bis September zum ersten Mal unter Einsatzbedingungen während des Kommandos „Persistent Presence 2016“ betrieben. Obwohl die Luftwaffe den Auftrag erst kurzfristig im Frühjahr 2016 erhielt, konnte die Verlegung zeitgerecht und erfolgreich umgesetzt werden. Während dieser Zeit wurde die Leistungsfähigkeit der verlegefähigen Einsatzmodule sichtbar unter Beweis gestellt. Der Kernauftrag bleibt auch 2017 die Stärkung des Sicherheitsbedürfnisses der baltischen Staaten und der wirksame Beitrag zur Stabilität des NATO-Bündnisses. Darüber hinaus vertieft die Bundeswehr ihre guten Beziehungen ins Baltikum und signalisiert ihren Verbündeten, dass Deutschland hinter ihnen steht. Noch vor Ostern werden die ersten Materialcontainer und Großgeräte in Lielv?rde eintreffen.

 

Hintergrundinformationen:

Der Einsatz des deutschen Gefechtsstands in Lettland ist Teil der sogenannten Rückversicherungsmaßnahmen, die auf dem NATO-Gipfel 2014 in Wales beschlossen wurden. Dadurch sendet die Bundeswehr an die baltischen Staaten ein sichtbares Zeichen der Solidarität und stärkt die Präsenz an der Ostflanke der Allianz. Die baltischen Staaten forderten bereits vor der Russland-Ukraine-Krise insgesamt eine größere Sichtbarkeit der NATO. Eine stärkere, möglichst permanente Präsenz der Allianz ist hierbei das Ziel von „Persistent Presence“. In ihrer Betonung kollektiver Verteidigung mit klarem Verweis auf Russland, finden sie vor allem bei anderen osteuropäischen Staaten, aber auch den USA, Kanada, Großbritannien, Dänemark und Norwegen Unterstützung. „Persistent Presence“ ist eine bundeswehrgemeinsame Maßnahme unter Führung der Luftwaffe. Zusammen mit Kräften des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr wird der Auftrag umgesetzt. Zusätzlich werden Feldjäger zur Sicherung der deutschen Soldaten im Ausland abgestellt.

 

Autor: Andreas Remmel/Luftwaffe

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