Für das NATO Tiger Meet 2016 im spanischen Saragossa laufen beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg a. D. die Planungen und Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Verlegung einer fliegenden Staffel ist für das Geschwader eine logistische Meisterleistung. Die letzte Woche vor dem NATO Tiger Meet in Spanien ist angebrochen. Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau wird mit neun Kampfflugzeugen vom Typ Eurofighter und rund 180 Soldatinnen, Soldaten und Zivilangestellten ab dem 16. Mai an der größten europäischen Luftwaffenübung des Jahres teilnehmen.
„Das wird bunt“
„Damit die Jets während der Übung täglich mehrmals starten können, ist einiges an Vorarbeit nötig“, sagt Hauptmann Anne Strube. Sie ist technischer Offizier bei der Instandsetzungs- und Elektronikstaffel des Geschwaders und Kommandoführerin Technik des Geschwaders beim diesjährigen Tiger Meet. Seit 2010 ist Hauptmann Strube beim TaktLwG 74 und kennt sich mit Verlegungen aus: 2012 war sie sieben Wochen lang bei der Übung „Red Flag“ in Alaska dabei und 2014 war sie Projektoffizier der Technischen Gruppe, als die Luftwaffe sich am Verstärkten Air Policing Baltikum beteiligte. „Es ist nicht die erste Übung, die ich mitmache, aber es ist das erste NATO Tiger Meet, an dem ich teilnehme. Ich bin gespannt auf die internationale Zusammenarbeit. Das NATO Tiger Meet ist mittlerweile eine der größten, taktischen Übungen in Europa. Das wird bunt, nicht nur wegen der Tiger- Anstriche.“
„Site Surveys“ bei der „Host Nation“
„Eine Verlegung dieser Art wird nicht aus dem Stand organisiert und nicht ohne detaillierte Vorbereitung“, betont Hauptmann Strube. Sie erklärt: „Material- und Personalplanung müssen angepasst sein an die Zahl der Luftfahrzeuge und die Zahl der täglichen Übungseinsätze. Dies beginnt bei der Vorabplanung von routinemäßigen Wartungsintervallen für die Flugzeuge und setzt sich fort über die rechtzeitige Beschaffung von ausreichend Verbrauchsmaterialien, wie zum Beispiel Fahrwerksreifen, und reicht bis hin zur rechtzeitigen Einplanung des Personals aus den unterschiedlichen Fachbereichen. Natürlich müssen wir auch die Gegebenheiten vor Ort kennen und welche Einrichtungen wir dort nutzen können, wie beispielsweise Instandsetzungsbereiche, Büros oder Tankwagen. Dazu finden etwa ein halbes Jahr vorher erste Planungskonferenzen und sogenannte „Site Surveys“ , also Vorort-Besichtigungen, statt. Danach werden Absprachen getroffen und Verträge mit der „Host Nation“, dem Gastgeberland, geschlossen.“
Alles verpackt und versendet
Ein Großteil der technischen Gerätschaften des Neuburger Geschwaders ist bereits mit 20 Containern auf dem Landweg nach Saragossa zum 15. Ala Ejercito del Aire, das Geschwader der spanischen Luftwaffe, transportiert worden. „Bereits Anfang April wurde das erste Material in Neuburg verladen“, erzählt Hauptmann Strube. „Engpasswerkzeug und persönliche Ausrüstung, wie zum Beispiel Lärmschutzkleidung, was bis kurz vor dem Tiger Meet noch in Neuburg gebraucht wird, kommt erst zum Schluss mit ins Gepäck, wenn das Vor- und Hauptkommando per Lufttransport nach Spanien verlegen.“
Vorbereitung ist die halbe Miete
Seit April ist bereits Führungsunterstützungspersonal der Bundeswehr und seit Mai auch IT-Personal des Geschwaders in Saragossa. Sie bereiten Computerterminals und das technische Netzwerk vor und nehmen es in Betrieb. Seit dieser Woche ist nun auch das Vorkommando mit der Kommandoführerin der Technik, Hauptmann Anne Strube, in Saragossa. Es werden die letzten Vorbereitungen getroffen, Material aus den Containern geräumt und die Stellplätze für die Eurofighter vorbereitet. Hauptmann Strube ist neugierig: „Wir haben bisher an zwei Tiger Meets teilgenommen. Dort sind vom Geschwader gute Erfahrungen gesammelt worden, sowohl auf technischer Seite als auch fliegerisch. Dennoch ist die Tigertradition noch nicht fest im Geschwader verwurzelt. Viele vom Personal sind zum ersten Mal dabei und kennen die Besonderheiten eines Tiger Meet noch nicht. Das wird in den nächsten Jahren noch wachsen müssen, aber ich bin sicher, dass der „Tiger Spirit“ in Neuburg bereits Fuß gefasst hat. Für Saragossa wünsche ich mir, dass wir keine oder wenig technische Ausfälle haben, damit die Piloten ihr Hochwerttraining so gut wie möglich durchführen können.“ Das wünscht sich auch Hauptmann Stefan A.. Er ist Eurofighter-Pilot und der diesjährige Projektoffizier der Fliegenden Gruppe des Geschwaders für das Tiger Meet. Er ist seit letztem Herbst mit den Vorbereitungen für die Übung beschäftigt.
Hochwerttraining für Piloten
Neben den Vorarbeiten, die von der Technischen Gruppe für diese Großübung getroffen werden, durchlaufen auch die Piloten eine gezielte Vorbereitung. „Wir haben uns selbst ein Vorab-Programm auferlegt“, erläutert Hauptmann A. und erklärt: „Dazu gehören neben mehreren Trainingsflügen, bei denen wir mit einer Formation von vier Eurofightern gegen eine größere Zahl von Gegnern fliegen auch komplexe Simulator-Missionen mit Luftbetankung und computergenerierten Großformationen. Dabei können wir uns schon mit den Übungsgebieten in Spanien vertraut machen und die An- und Abflugverfahren in Saragossa abfliegen. Das ist sehr realitätsnah. Damit sind wir für den Übungsbeginn gut gerüstet, wo sich erfahrungsgemäß die Abläufe bei den Übungsteilnehmern erstmal einspielen müssen.“ Auf die Frage was er sich vom NATO Tiger Meet in Spanien erwartet, antwortet er: „Nach den Erfahrungen des letzten Tiger Meet, bei dem wir erstmals fliegerisch beteiligt waren, erwarten wir eine Übung auf sehr hohem Niveau. Allein schon die große Anzahl der teilnehmenden Staffeln und die Zahl der Luftfahrzeuge deuten darauf hin, dass wir eine anspruchsvolle Luftwaffenübung haben werden, bei der wir uns mit den befreundeten Nationen messen können. Wichtig ist, dass wir gutes Training haben und uns gegenseitig kennenlernen, denn wir könnten jederzeit zusammen in den Einsatz gehen“.
Autor: Ulrich Metternich/Luftwaffe
Foto: Ulrich Metternich/Luftwaffe
