Der Luftwaffenstandort Wittmund erhält nach 33 Monaten wieder ein eigenständiges Geschwader und führt somit eine lange Tradition fort. Damit verbunden sind auch ein personeller Wechsel an der Spitze und viele Veränderungen für den Standort. Die über 200 geladenen Gäste, die zum feierlichen Appell nach Wittmund gekommen waren, wurden plötzlich ganz ruhig. Und das lag nicht nur an den Eurofightern, die über den Flugplatz donnerten, sondern auch an der Denkwürdigkeit des Augenblicks: Das Taktische Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ wurde von Generalmajor Günter Katz, Kommandeur Fliegende Verbände, in Dienst gestellt.
Richthofen wird erneut Geschwader
Für den Standort bedeutet das einen Aufwuchs von einer Gruppe zum Geschwader. Das bringt auch Umstrukturierungen und Veränderungen mit sich. Für die Luftwaffe bedeutet es aber vor allem die Weiterführung einer langen Tradition: „Es ist uns gelungen, eine Traditionslinie durch eine Phase des Umbruchs und der Neustrukturierung zu retten“, sagte Generalmajor Katz in seiner Ansprache. Denn bereits seit 1959 wird der Standort Wittmund von der Luftwaffe betrieben. Den Traditionsnamen „Richthofen“ trägt der Verband seit 1961. Im Rahmen der Umgliederung der Streitkräfte wurde das Geschwader im September 2013 aufgelöst und als Gruppe dem Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich unterstellt.
„Es war mir eine Ehre“
Doch bevor der Aufwuchs zum Geschwader vollzogen werden konnte, musste die Taktische Luftwaffengruppe erst einmal außer Dienst gestellt werden. Hierzu waren die Ehrenformation des Standorts und das Luftwaffenmusikkorps aus Münster angetreten. Generalmajor Katz stellte die Gruppe außer Dienst. Gleichzeitig wurde auch der bisherige Kommandeur der Gruppe, Oberstleutnant Gero Finke, von seinen Aufgaben entbunden.
Finke betonte in seiner Rede, dass trotz der Reduzierung zur Gruppe im Jahr 2013 nie der Spirit „Richthofen“ verloren gegangen sei. Er bedankte sich bei seiner Gruppe und dem übergeordneten Geschwader im über 300 Kilometer entfernten Nörvenich für die stets gute Zusammenarbeit mit: „Es war mir eine Ehre mit ihnen Allen. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen, dass Sie so bleiben, wie Sie sind.“
Erfüllung eines Traums für Spoerner
Nach der Außerdienststellung der Gruppe stellte Generalmajor Katz das neue Geschwader in Dienst. Anschließend wurden Oberstleutnant Oliver Spoerner die Aufgaben des Kommodore übertragen, der die vergangenen Jahre als stellvertretender Kommodore in Nörvenich tätig war. „Ich fühle mich wohl am weiten Land am Meer“, sagte er. Denn bereits vor 20 Jahren war Spoerner auf dem benachbarten Flugplatz in Jever als Pilot eingesetzt. Mit der Verwendung als Kommodore in Wittmund geht für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung.
200 neue Stellen in Wittmund
Der Aufwuchs zum Geschwader bringt auch Veränderungen für die Infrastruktur. Zum Beispiel wird auch der Flugplatz umgebaut. Außerdem sind rund 200 neue Dienstposten geplant. Zudem gilt es, wieder eine klassische Geschwaderstruktur einzunehmen. Denn bisher waren die etwa 730 Frauen und Männer in einer Gruppe mit vier Staffeln organisiert. Zukünftig wird es einen Geschwaderstab mit zwei Gruppenstäben geben. Diese führen sechs Staffeln. Darunter auch zwei Fliegende.
Mehr Kampfflugzeuge für Richthofener
Auch der Auftrag des Geschwaders wird größer. Bisher stellte die Gruppe zusammen mit dem Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ eine einsatzbereite Alarmrotte. Das wird sich nicht ändern. In Zukunft kann aber auch die Luftwaffenführung ein Geschwader mehr einplanen, wenn es um die Unterstützung von Bundeswehreinsätzen geht. Hierfür stehen in Wittmund 21 Eurofighter zur Verfügung. In der Gruppe waren es bislang nur 10. Durch die Umstrukturierung der Ausbildung der Jetpiloten in der Luftwaffe ist geplant, dem Standort in den nächsten Jahren bis zu 35 Kampfflugzeuge zur Verfügung zu stellen.
„Marathon mit Hindernissen“
Oberstleutnant Spoerner sieht den vielen Veränderungen realistisch entgegen: „Es wird ein langer Weg, bis wir die Leistungen, die von uns als Geschwader erwartet werden, auch erbringen können.“ Zunächst müsse man sich in den neuen Strukturen einleben. Das Ziel sei, ein genauso leistungsfähiger Verband zu werden, wie die bereits bestehenden Geschwader der Luftwaffe. Er erwarte einen „Marathon mit Hindernissen“, sagte Spoerner. Aber er sei zuversichtlich, dass auch diese Hindernisse genommen werden. Unterstützung bekommt der Standort dabei von der Stadt Wittmund. Vertreter von Politik, Wirtschaft, Kirche und soziale Einrichtungen unterstützen den Verband seit Jahren und zeigen eine enge Verbundenheit. Mit bayerischem Charme brachte Spoerner abschließend seinen Tatendrang zum Ausdruck: „Pack ma´s!“ und schloss damit den feierlichen Appell.
Autor: Lena Wingen/Luftwaffe